Alle scheinen sich einig zu sein: Social Media sind ein wichtiges Werkzeug für Politikerinnen und Politiker, Campaigner und sogar Bundesräte. Doch wozu ist Social Media wirklich gut? Sind die Netzwerke mehr als ein Marketingtool und taugen sie sogar für Prognosen? Wir zeigen welche Parteiexponenten welchen Accounts folgen und dass darunter auch zwei Politexperten sind.
Wenn die Entwicklung der «Follower» an der Zahl zu Beginn des Monates gemessen wird, dann bildet die EVP das Schlusslicht. Nicht zum ersten Mal hat mit der EVP eine Partei weniger Follower am Ende des Monats als zu Beginn der Periode.[2] Die SP und die glp sind ähnlich stark gewachsen, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau. Während sich die glp noch immer der Grenze von 20’000 Follower annähert, kommt die CVP langsam in die Gefilde von 10’000 Follower.
Bei den beiden Polparteien hat sich das Bild der Vormonate wenig verändert. Die SP legt auf hohem Niveau weiter zu – sie wächst sowohl prozentual am stärksten, als auch mit der absoluten Zunahme an Followern.
Auf Facebook sieht die Lage anders aus. Gemessen an der Anzahl «Likes» zu Beginn des Monates haben die BDP, die CVP, die glp und die EVP am wenigsten zugelegt. Das entspricht auch dem Wachstum in den Vormonaten. Die SP und die SVP haben im Mai am meisten zulegen können. Sie werden dicht von der Grünen Partei auf Platz drei gefolgt. Die FDP ist diesen Monat wieder etwas weniger stark gewachsen und belegt den vierten Rang.
Wer folgt wem?
Wer sich bei den Parlamentariern Gehör für seine Ansichten und Anliegen verschaffen kann, kann zumindest potenziell in die öffentliche Debatte eingreifen. Die Bedeutung von Twitter hat in den letzten Jahren stark zugenommen und viele Schweizer Parlamentarier nutzen den Dienst.[3]
Durch das «followen» lassen sich Informationen direkt aus ausgewählten Quellen auf den Bildschirm holen – natürlich gilt das auch für Parlamentarier.
Bei wem lesen unsere Gesetzmacher mit? Untenstehend finden Sie die Top 30 Accounts, denen die twitternden Parlamentarier der nationalen oder kantonalen Legislative followen, aufgeteilt nach den vier Regierungsparteien (SVP, SP, FDP und CVP). Die gemeinsamen Twitteraccounts der Parlamentarier sind meist jene von Gspändli der eigenen Partei – zum Beispiel Nationalratskollegen, die Parteileitung oder andere Accounts der Partei. Die Hälfte bis drei Viertel der Top 30 sind jeweils solche parteiinterne Verbindungen.
Neben den Parteiverbindungen folgen zum Beispiel die SVP-Exponenten der Weltwoche und die Zeitung der FDP-Twitterer heisst NZZ. Aber schauen Sie selbst.
Offenbar wollen die Parlamentarier doch auch wissen, was die Exponenten der anderen Parteien gerade treiben; so wird der SP-Bundesrat Alain Berset von mindestens 30% der Mitglieder jeder der grossen Parteien gefollowed, und auch Christophe Darbellay spielt jeweils vorne mit. Besonders gefragte Twitterer sind daher Parteipräsidenten und Bundesräte. Zudem wird Christa Markwalder als Nationalratspräsidentin ebenfalls parteiübergreifend gefollowed. Auch wenn sich die Parteiexponenten grundsätzlich gegenseitig folgen, findet sich ganz oben auf den Ranglisten mit Claude Longchamp immerhin auch ein Politexperte.
Thomas Willi und Tanja Eder
Wrap-Up: Zu Beginn jedes Monats veröffentlichen wir die aktuelle Entwicklung der «Likes» und «Followers» der nationalen Parteiaccounts auf Twitter und Facebook. Natürlich sind diese Zahlen mit Vorsicht zu geniessen. So bedeutet eine hohe Anzahl von «Likes» zum Beispiel noch nicht, dass eine Partei besonders gut über den eigenen Tellerrand hinaus «mobilisiert». Es kann auch sein, dass das Netzwerk einer Partei einfach grösser ist als das einer anderen Partei. Dennoch weisen die absoluten Zahlen zumindest auf das Potential von Viralität hin.
[1] Foto: Jason Howie|Flickr
[2] Die Beobachtungsperiode startet am 1.6.2016 und endet am 30.6.2016.
[3] Diese Analyse von Tanja Eder ist in ausführlicher Form bereits hier erschienen.