Erneut wurde am Wochenende eine Vorlage zur steuerlichen Entlastung von Familien an der Urne verworfen. Auf der Hand liegt der Vergleich mit einer ähnlich gelagerten Initiative der SVP, worüber im November 2013 abgestimmt wurde.
Im Gegensatz zum Volksbegehren der SVP vermochte der CVP-Vorschlag vom Sonntag in keinem einzigen Bezirk eine Mehrheit der Stimmbevölkerung zu überzeugen. Den höchsten Zuspruch erhielt die CVP-Initiative im Bezirk Porrentruy des Kantons Jura mit 46.6% JA-Stimmen. Demgegenüber konnte die Schweizerische Volkspartei 2013 wenigstens 29 von 148 Bezirken für ihr Anliegen gewinnen, wobei als Spitzenreiter der Bezirk Entlebuch zu fast 60% dafür votierte. Natürlich darf nicht unerwähnt bleiben, dass die beiden Volksinitiativen unterschiedliche Mechanismen zur Entlastung der Familien forderten: Während die SVP einen Steuerabzug für Eltern, die ihre Kinder selber betreuen, wünschte, wollte die CVP Kinder- und Ausbildungszulagen von der Steuerpflicht befreien. Nichtsdestotrotz hätte bei beiden Vorlagen eine steuerliche Entlastung für (insbesondere mittelständische) Familien resultiert. Betrug der JA-Stimmenanteil zur SVP-Initiative im Kanton Glarus immerhin 42%, wies derselbe Kanton – der zugleich einen Bezirk darstellt – mit lediglich 16.6% den schweizweit geringsten JA-Stimmenanteil zur CVP-Familieninitiative aus.
Von der Steuerentlastung betroffen
Der Anteil Kinder und Jugendliche in einem Bezirk kann als Indikator für die Betroffenheit von der Steuerentlastung gewertet werden. Da sowohl Kinder- als auch Ausbildungszulagen steuerfrei geworden wären, hätten «kinderreiche» Bezirke, also solche, in denen tendenziell mehr Familien ihren Wohnsitz haben, stärker profitiert. Tatsächlich zeigen unsere Analysen, dass Bezirke mit einem höheren Anteil unter 19-Jähriger der CVP-Initiative mehr Unterstützung zusprachen. Je mehr Kinder und Jugendliche in einem Bezirk wohnhaft sind, desto grösser war der JA-Anteil zur CVP-Familieninitiative. Interessant fällt diese Betroffenheits-Analyse im Vergleich zur SVP-Vorlage aus. Damals spielte die Betroffenheit scheinbar keine Rolle: Ein steigender Anteil Kinder und Jugendliche bedeutete 2013 nicht, dass die SVP-Familieninitiative auf grösseren Zuspruch stiess. Die Regressionslinie zeigt keinen positiven Zusammenhang wie in ersterer Grafik. Dies könnte darauf hindeuten, dass bei der SVP-Initiative eher ideologische Beweggründe als Betroffenheitsfaktoren ausschlaggebend für die Stimmabgabe waren.

