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Zwischenstadtland Schweiz

Statistisch gesehen leben in der Schweiz über drei Viertel aller Menschen in städtischen Räumen, ein Grossteil davon in den Gemeinden rund um die grossen städtischen Zentren. Begriffe wie «Zersiedelung», «Dichtestress» oder «Verdichtung» sind in aller Munde. Anhand von neun Fallstudien geht Lineo Devecchi der lokalpolitischen Steuerung der suburbanen Entwicklung detailliert auf den Grund. Er plädiert für kreative, integrative Planungsprozesse, Professionalisierung sowie für neue Anreizsysteme.

Schweizer Gemeinden verfügen über eine beträchtliche Autonomie. Trotzdem gleichen sich die Siedlungslandschaften der Umlandgemeinden stark. «Siedlungsbrei», «Zersiedelung» oder «Hüüslipest» nennen die einen die sich ausbreitenden suburbanen Landschaften, andere betiteln sie diplomatischer als «Zwischenstadt». Gleichzeitig gewannen suburbane Gemeinden wie Uster, Turgi oder Köniz den renommierten Wakker-Preis für ihre sorgfältige planerische Abstimmung von Neubauten und dem dörflich geprägten Altbaubestand. Daher stellt sich die Frage, ob nun die Schweizer Umlandgemeinden lokale planerische Spielräume wirklich ausnutzen können, oder ob sie schlicht Spielball überlokaler gesellschaftlicher Trends wie der steigenden Mobilität oder politischer Institutionen wie dem interkommunalen Steuerwettbewerb sind.

Die neun untersuchten Gemeinden und die Fallauswahlkriterien.
Drei Typen lokaler Raumordnung

Täglich gehen auf den Verwaltungen der Schweizer Gemeinden unzählige Baugesuche ein. Es wird jedoch nicht überall gleich mit ihnen verfahren. Passive Gemeinden zeichnen sich durch eine «Laisser faire»-Planung aus, entweder gewollt, oder weil ihnen die öffentlichen Ressourcen zum stärkeren Eingreifen fehlen. Planen Private gemäss den lokalen Bau- und Zonenordnungen, so werden ihre Projekte grossmehrheitlich ohne öffentliche Intervention bewilligt. Anders sieht es in reaktiven Gemeinden aus. Hier stehen private Projektideen öffentlich erarbeiteten räumlichen Strategien gegenüber, die von den Bewilligungsbehörden mittels unterschiedlicher raumplanerischen oder juristischen Instrumente verfolgt werden. Proaktive Gemeinden schliesslich gehen noch weiter. Die öffentliche Hand erwirbt hier strategisch wichtige Parzellen und entwickelt diese entweder selbstständig oder in enger Kooperation mit geeigneten privaten Partner_innen.

Lokale Autonomie spielt demzufolge eine wichtige Rolle in raumordnerischen Entscheidungsprozessen. Nur sind nicht alle Gemeinden gleich in der Lage, ihre Spielräume effektiv zu nutzen. Um reaktiv oder proaktiv handeln zu können, braucht es häufig Vollzeit-Gemeindepräsidien oder ausgebaute Orts-/Stadtplanungsstellen, die genügend Know-How, zeitliche Ressourcen und öffentliche Legitimität schaffen, um strategisch intervenieren zu können. Um proaktiv tätig zu sein hilft zudem ein ökonomischer Problemdruck: Häufig sind nur Gemeinden, die sich in Situationen befinden, in denen die Steuereinnahmen sinken, die Sozialausgaben steigen und moderate Bodenpreise herrschen, bereit und fähig (Stichwort tiefere Bodenpreise), proaktiv ins planerische Geschehen einzugreifen.

Lokale Raumordnung und Siedlungsqualität

Die drei Typen kommunaler Raumordnung wirken sich auch auf die Qualitäten der gebauten Siedlungslandschaften aus. Der Fokus auf die effiziente Bewilligung von einzelnen Projekten führt etwa in passiven Gemeinden nur selten dazu, dass öffentliche Räume gleichzeitig mitgestaltet werden. Die wenigen benutzten öffentlichen Räume liegen in solchen Gemeinden an Verkehrsachsen und bestehen aus mehr oder weniger gestalteten Gehwegen. Reaktive und proaktive Gemeinden versuchen hingegen, anhand der teils partizipativ erarbeiteten Zielen mittels konfliktiven Interventionen (reaktiv, z.B. über Gerichtsverfahren) oder langfristigen Kooperationen (proaktiv, z.B. zu Gunsten von höherer Ausnutzungsziffern), die privaten Bauherr_innen dazu zu bringen, öffentlich nutzbare Grünflächen, Platzsituationen oder bessere Langsamverkehrserschliessung auf privaten Grundstücke zu realisieren. Proaktive Gemeinden versuchen gleichzeitig, durch aktiv aufgewertete Strassenzüge die privaten Bauwilligen zur Neuentwicklung ihrer Parzellen zu bewegen oder in öffentlichen Bauprojekten mit best practice-Lösungen Vorbild zu sein. Diese Massnahmen führen allesamt zu höheren Qualitäten im öffentlichen Raum.

Soziale Entmischung als Folge des dominierenden Wachstumsstrebens?

Die Untersuchung der neun Gemeinden zeigt, dass viele der Umlandgemeinden vor allem ein politischen Ziel verfolgen: quantitatives pekuniäres Wachstum, am liebsten realisiert durch den Zuzug von finanziell gut situierten Steuerzahler_innen, angelockt durch teure und verkehrsgünstig gelegenen Zentrumsüberbauungen. Die naheliegende Annahme, dass Gemeinden in finanziell besseren Situationen vermehrt auch qualitativ wachsen wollen, beispielsweise in dem sie genossenschaftlichen oder öffentlichen Wohnraum fördern oder eine nachhaltige Verdichtung anstreben, muss anhand der neun Fallstudien zurückgewiesen werden.

Interessant ist, dass das quantitative Wachstumsmotiv kommunaler Planung in allen drei Planungstypen relevant ist. Vertreter_innen aus passiven Gemeinden argumentieren, dass eine effiziente «Laisser faire»-Politik marktfreundlich ist und demnach gute Steuerzahler_innen anzieht. Verantwortliche in reaktiven und proaktiven Gemeinden argumentieren zwar anders, aber das Ziel bleibt das gleiche: Die angestrebte und eingeforderte hohe Siedlungsqualität soll dazu dienen, in teuren Wohnneubauten die entsprechenden Bewohner_innen anzusiedeln.

Problematisch ist diesbezüglich, dass wohl nicht genug gute Steuerzahler_innen für alle Umlandgemeinden vorhanden sind. Denn die Verdrängung ärmerer Menschen aus den Kernstädten (Stichwort Gentrifizierung) führt vor allem in Gemeinden, die weder eine privilegierte Lage noch ein einigermassen tiefes Steuerniveau aufweisen, zu höheren Sozialkosten bei gleichzeitig stagnierenden oder gar sinkenden Steuereinnahmen. Und dieser Teufelskreis – angetrieben durch den interkommunalen Steuerwettbewerb und den kommunalen Wachstumszielen – führt mitunter zu einer immer stärkeren sozio-ökonomischen Entmischung der Umlandgemeinden.

Seid kreativ und professionalisiert euch!

Kleinere Gemeinden mit wenig professionalisierten Behörden, die einem Wachstumsdruck ausgesetzt sind, sind in den Schweizer Agglomerationsräumen in der Mehrheit. In diesen dürften sich die Baubewilligungsbehörden mehrheitlich passiv verhalten. Wird also nun von vielen Fachleuten die fehlende Qualität des suburbanen Raums angekreidet, so sollte statt einer theoretisch-architektonischen Diskussion vermehrt über den aktuellen und künftigen Professionalisierungsgrad der lokalen und regionalen Planungsbehörden und neue, kreative und integrative Planungsprozesse gesprochen werden, ohne die die eigentlich vorhandenen Autonomien gar nicht ausgeschöpft werden können. Denn die Herausforderungen für kleine Gemeinden werden mit den Verdichtungsvorgaben des neuen nationalen Raumplanungsgesetzes nicht kleiner.

Die «A-Stadt» – also die Stadt der Alten, Arbeitslosen, Armen, Ausländer_innen – ist wegen der Gentrifizierung zunehmend passé; heute droht vielmehr die «A-Agglomeration», zumindest in den Gemeinden, die bereits heute aufgrund hoher Sozialkosten hinsichtlich des Steuerniveaus nicht mehr mit ihren Nachbarn konkurrieren können. Kluge, professionell abgestützte und vorausschauende raumordnerische Entscheidungen wären hier für eine (noch) bessere Durchmischung in Neu- oder Umbauquartieren genauso notwendig, wie eine höhere Akzeptanz für regionale Planungszusammenhänge und -abläufe. Kommunale Alleingänge können sich bereits jetzt nur finanziell gut aufgestellte Gemeinden ab einer bestimmten Grösse leisten. Abhilfe schaffen könnten hier auch neu gesetzte Anreize in den interkommunalen Finanzausgleichssystemen.

Lineo Devecchi

Lineo Devecchi, Dr. phil. ist Post Doc und Lehrbeauftragter am Institut für Politikwissenschaft der Universität Zürich, und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ostschweizer Zentrum für Gemeinden der Fachhochschule St. Gallen (OZG-FHS). Das diesen Resultaten zugrunde liegende Forschungsprojekt fand im Rahmen des NFP 65 «Neue Urbane Qualität» statt.

[1] Foto: Flickr

[2] Das Buch von Lineo Devecchi können Sie hier bestellen.

 

Geschenke motivieren kaum zur Teilnahme an Gemeindeversammlungen

Die Teilnahmezahlen an Schweizer Gemeindeversammlungen sind seit Jahren rückläufig. Doch, was bringt Stimmberechtigte dazu, überhaupt an der lokalen Demokratie teilzunehmen? Der Gastbeitrag von Alexander Haus und Philippe E. Rochat geht dieser Frage nach und berichtet mit einem methodischen Schwerpunkt von ihrer Fallstudie in Richterswil (ZH).

Weil die Teilnahmewerte stetig sinken, sehen sich zahlreiche Gemeinden veranlasst, Massnahmen zur Erhöhung der Besucherzahlen zu ergreifen.[2] Mit Aktionen wie Apéros, Gutscheinen usw. wird unter anderem versucht, die Stimmberechtigten vermehrt zur Teilnahme an Versammlungen zu bewegen. Doch was bringen solche Aktionen? Mit welchen Massnahmen könnte sich die Beteiligung steigern lassen und wo liegen die Grenzen?

Anwendung eines experimentellen Verfahrens

Im Rahmen der Umfrage bei der Stimmbevölkerung der Gemeinde Richterswil wurden im Frühjahr 5‘000 Personen angeschrieben, wovon 1‘638 den Fragebogen beantworteten. Um festzustellen, was die Teilnehmenden und die Nicht-Teilnehmenden einer Versammlung in Richterswil motiviert respektive davon abhält, sich zu beteiligen, enthielt der Fragebogen ein experimentelles Design.[3] Die Befragten mussten sich jeweils für die hypothetische Teilnahme an einer von zwei fiktiv beschriebenen Gemeindeversammlungen entscheiden. Die paarweise vorgestellten Versammlungen unterschieden sich hierbei teilweise oder vollständig in sieben Punkten:

  • Mit der Teilnahme verbundene Annehmlichkeiten
  • Aufforderung zur Teilnahme
  • Dauer
  • Vorabinformationen der Gemeinde zur Versammlung
  • Art der Stimmabgabe
  • Zeitpunkt
  • Hauptthema der Versammlung
Mit dem Experiment näher an der «Realität»?

Die Verwendung des erwähnten experimentellen Verfahrens hat verschiedene Vorteile. Zum einen kommt es einem realen Teilnahmeentscheid näher, als blosses Abfragen einzelner Entschlussfaktoren. Die befragte Person muss im besagten Experiment anhand verschiedener Merkmale gesamthaft – das heisst ähnlich einer Einladung zu einer Gemeindeversammlung – abwägen, ob sie an einer Versammlung partizipieren will oder nicht. Zum anderen lässt sich mit diesem Verfahren aufzeigen, welche der Merkmale beim Partizipationsentscheid im Verhältnis zu den übrigen Merkmalen eine besonders wichtige oder eine eher untergeordnete Rolle spielen. Das erwähnte Verfahren kann zudem das Risiko einer Verzerrung der Resultate durch soziale Erwünschtheit begrenzen.[4] Die gesamthafte Betrachtung einer Gemeindeversammlung verhindert eine direkte Abfrage von einzelnen Faktoren, welche potentiell verzerrende Antworten generieren, wie zum Beispiel die Frage nach der Beteiligungsmotivation durch materielle Anreize.

Der Nachteil des beschriebenen Experiments besteht darin, dass das Verfahren nur eine limitierte Zahl von Entscheidungsfaktoren mit einbeziehen kann. Diese sind zudem hypothetisch formuliert und ohne nähere Angaben präsentiert. Das expermientelle Verfahren bildet somit die Realität nicht vollständig ab, was bei der Interpretation der Resultate entsprechend zu berücksichtigen gilt.

Das experimentelle Verfahren kann das Risiko einer Verzerrung der Resultate durch soziale Erwünschtheit begrenzen.
Von Annehmlichkeiten unbeeindruckt  

Die Resultate der Analyse zeigen, dass sich die Gruppe der Nicht-Teilnehmenden von Annehmlichkeiten, welche mit dem Besuch einer Versammlung verbunden wären, nicht beeindrucken lässt (Grafik «Nicht-Teilnehmende»). Weder die Aussicht auf einen Apéro noch die Abgabe von Geschenken erhöhen ihre Motivation, sich an einer Gemeindeversammlung zu beteiligen. Auch die Umstellung von einer offenen zu einer geheimen Stimmabgabe hätte keine positive Wirkung auf das Teilnahmeverhalten. Wer nicht teilnehmen will, lässt sich nicht beirren. Eine negative Auswirkung auf das Partizipationsverhalten haben Massnahmen wie eine Verschiebung der Versammlung auf das Wochenende (Ausnahme: Samstagvormittag) oder eine Umstellung des gedruckten Weisungshefts auf Online-Vorabinformationen. Die Abwesenden neigen vor allem dann teilzunehmen, wenn sie von ihnen nahestehenden Personen (Partner/ Partnerin, Freunde, Bekannte) dazu aufgefordert würden und/oder wenn die Versammlung die Finanzen der Gemeinde behandeln würde (Budget, Steuerfuss). Diese Faktoren lassen sich jedoch nur begrenzt mit Massnahmen beeinflussen.

Aktionismus wirkt eher kontraproduktiv

Das Verteilen von Geschenken käme bei den Teilnehmenden schlecht an (Grafik «Teilnehmende»). Ihre Beteiligungsmotivation würde angesichts einer solchen Aktion sinken. Massnahmen wie der Wechsel zu geheimer Stimmabgabe, die Verschiebung der Versammlung auf das Wochenende sowie die Vorabinformation via Youtube-Video würden die Teilnehmenden ebenfalls eher von einer Beteiligung abhalten. Eine Teilnahmeaufforderung durch Vereine wird von Besuchern von Gemeindeversammlungen ebenfalls nicht goutiert.

Weiter zeigen die Resultate, dass bei der Gruppe der Teilnehmenden die Versammlungsdauer keinen signifikanten Einfluss auf die Beteiligungsneigung hat, während bei den Nicht-Teilnehmenden mit jeder zusätzlichen Stunde die Teilnahmebereitschaft abnimmt. Die Teilnehmenden partizipieren unabhängig davon, ob das Thema komplex umstritten oder überschaubar ist. Offensichtlich begeben sie sich vor allem aus intrinsischen Motiven (Interesse an lokaler Politik, Bürgerpflicht) an Versammlungen, während sich die Nicht-Teilnehmenden selektiv nach Thema und/oder durch die Aufforderung nahestehender Personen beteiligen.

Die Resultate der Studie zeigen folglich, dass die Möglichkeiten, die Versammlungsbeteiligung zu erhöhen, in Richterswil begrenzt sind. Böte man Geschenke an oder eine vordergründig «unterhaltsamere» Art der Vorabinformation, besteht sogar die Gefahr, dass die Beteiligung dadurch weiter reduziert wird. Ein möglicher Ansatz zur Steigerung der Teilnahme wäre, wenn es den Behörden und lokalen politischen Akteuren (Parteien,  Verbände, etc.) gelingt, das Politikinteresse der Stimmberechtigten vermehrt zu wecken. Demokratische Institutionen – wie die Gemeindeversammlung – setzen lebhafte Auseinandersetzungen und intensive Kontroversen voraus. Diese müssen von den politischen Akteuren mit Mut und Energie geführt werden.

Alexander Haus und Philippe E. Rochat

Alexander Haus, MA Politikwissenschaft, ist Doktorand am IDHEAP, Universität Lausanne und Philippe E. Rochat promoviert am Zentrum für Demokratie Aarau. Die ganze Studie finden Sie hier.

[1] Foto: Flickr | Judit Klein

[2] Ladner, Andreas (2016): Gemeindeversammlung und Gemeindeparlament. Überlegungen und empirische Befunde zur Ausgestaltung der Legislativfunktion in den Schweizer Gemeinden, Lausanne: Cahier de l’IDHEAP 292/2016.

[3] Die Conjoint Analysis ist eine experimentelle statistische Methode, die kausale Effekte mehrerer Komponenten simultan zu identifizieren vermag. Während in traditionellen, experimentellen Untersuchungen ein interessierendes Merkmal («Treatment») als eindimensionaler Indikator in die statistische Analyse einfliesst, wird hier der Mehrdimensionalität des Versammlungssystems Rechnung getragen, indem die Teilnahmewahrscheinlichkeit auf verschiedene Komponenten und deren Ausprägungen heruntergebrochen wird.

[4] Soziale Erwünschtheit beschreibt ein Phänomen in Umfragen, bei welchem die Befragten Antworten bevorzugen, von denen sie glauben, sie träfen eher auf die soziale Stimmung einer Gesellschaft zu. Dies ist zum  Beispiel bei Nachwahlbefragungen zu beobachten, bei welchen Personen dazu neigen, eine Teilnahme an den Wahlen anzugeben obwohl sie effektiv nicht gewählt haben.

Zu den Wahlen im Kanton Luzern

Die Stimmberechtigten des Kantons Luzern wählen am 29. März eine neue Regierung und ein neues Parlament. Auch für die Luzerner Regierungsratswahlen haben wir einen Media-Monitor aufgeschaltet. Täglich aktualisiert zeigen wir sowohl die Aktivität der Kandidaten auf Twitter als auch die Anzahl Artikel in Printmedien, in denen die Regierungsratskandidaten zumindest einmal erwähnt wurden. Weiter stellen wir die Anzahl der Seitenaufrufe des Wikipedia-Profils der Kandidaten zur Verfügung. Anhand der aktualisierten Grafik sehen Sie, welche Kandidatin und welcher Kandidat über oder unter dem Durchschnitt liegt. Insbesondere für Twitter und Wikipedia gilt, dass nur dargestellt werden kann, was auch verfügbar ist. Einzelne Kandidaten verfügen über keinen Wikipedia-Eintrag (meist Herausforderer) oder kein Twitter-Konto (betrifft vor allem Amtsinhaber).

Hier geht es zum Media-Monitor.

 Hier finden Sie alles rund um die Stimmkraftausschöpfung.

Damit die Kantonsratswahlen nicht vergessen gehen, zeigen wir, in welcher Gemeinde die Parteien auf welche Unterstützung zählen können – dies alles auf der Basis der Kantonsratswahlen 2011. Je dunkler eine Gemeinde eingefärbt ist, desto mehr Wähler hat die entsprechende Partei in dieser Gemeinde. Unterhalb der Karten finden sich Histogramme. Diesen lässt sich entnehmen, in wie vielen Gemeinden eine Partei wie stark ist. So sieht man am Beispiel der CVP, dass die Partei in relativ vielen Gemeinden einen Wähleranteil zwischen 20 und 50 Prozent aufweist.

Wähleranteile in den Gemeinden des Kantons Luzern. Quelle: LUSTAT.
Wähleranteile in den Gemeinden des Kantons Luzern. Quelle: LUSTAT.

 

Regierungsratswahlen

Im Kanton Luzern gibt es im Gegensatz zum Kanton Basel-Landschaft nicht nur den amtlichen (leeren) Wahlzettel, sondern auch ausseramtliche Wahllisten – oft, aber nicht immer sind das «Parteilisten». Der Kantonsrat wird im Proporz, die Exekutive im Majorz gewählt. Wer im 1. Wahlgang als Regierungsrat bzw. Regierungsrätin gewählt sein will, muss mehr als 50% der gültigen Wahlzettel erzielen. Bei den Regierungsratswahlen 2011 ist das nur Guido Graf (CVP) gelungen: Seine Kandidatur erzielte auf Anhieb mehr als die im ersten Wahlgang erforderlichen 53’242 Stimmen. Für die Wahlen am 29. März 2015 haben wir eine Vorhersage aufgrund eines statischen Prognosemodells gewagt. Hier lesen Sie unsere Prognose für die Regierungsratswahlen

Parteistärke aufgrund der Kantonsratswahlen…

Vergleicht man die Parteienstärke über die Zeit, so lassen sich nationale Tendenzen auch auf kommunaler Ebene nachzeichnen. Die SVP vermochte seit 1991 aus der faktischen Inexistenz auf 22 Prozent zu wachsen, während die FDP seit 1987 kontinuierlich auf 19% geschrumpft ist. Auch im Kanton Luzern tauchen 2011 die neuen Mitteparteien auf. Im linken Lager konnte die SP das Niveau von 7 Prozent seit 1987 leicht auf 11 Prozent anheben. Die Grünen tauchen 1991 das erste Mal bei Kantonsratswahlen auf und erreichen auf Anhieb 7%.
Quellen: Bundesamt für Statistik. Eigene Darstellung.

 

… und aufgrund der Nationalratswahlen (kantonal)

Quellen: Bundesamt für Statistik. Eigene Darstellung.

 

Hier geht es zum Media-Monitor.

 Hier finden Sie alles rund um die Stimmkraftausschöpfung.

Hier lesen Sie unsere Prognose für die Regierungsratswahlen

Wie sich die Parteienstärke berechnet und weitere detaillierte Informationen rund um das Thema der Wahlen im Kanton Luzern finden Sie hier: Internetauftritt von LUSTAT.

Zu den Wahlen im Kanton Basel-Landschaft

Im Kanton Basel-Landschaft finden am 8. Februar die ersten kantonalen Parlaments- und Regierungswahlen des Jahres 2015 statt. Die Ausgangslage ist spannend und Grund, das bisher geschriebene für den Kanton zusammen zu fassen.

In welcher Gemeinde kann welche Partei auf grosse Unterstützung zählen? Folgende Grafiken zeigen die Wähleranteile jeder Partei in den Gemeinden aufgrund der  Landratswahlen 2011. Je dunkler eine Gemeinde eingefärbt ist, desto mehr Wähler hat die entsprechende Partei in dieser Gemeinde. Unterhalb der Karten finden sich Histogramme. Diesen lässt sich entnehmen, in wie vielen Gemeinden eine Partei wie stark ist. So sieht man am Beispiel der SVP, dass die Partei in relativ vielen Gemeinden einen Wähleranteil zwischen 20 und 40 Prozent aufweist.

 

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Wähleranteile in den Gemeinden des Kanton Basel-Landschaft. Quelle: Landeskanzlei Kt. BL.

 

Regierungsratswahlen: Schwellenwert des absoluten Mehrs

Im Kanton Basel-Landschaft wird das absolute Mehr auf der Basis der gültigen Kandidatenstimmen errechnet. Deshalb reichte es bei den letzten drei Gesamterneuerungswahlen aus, wenn der Name eines Kandidaten im Schnitt auf 37 Prozent aller Wahlzettel stand. Aus demselben Grund waren auch keine zweiten Wahlgänge nötig (was jedoch nicht für Ersatzwahlen gilt, bei denen in der Regel nur ein Sitz neu besetzt wird).

Regierungsratswahlen: Stimmkraftausschöpfung

Das absolute Mehr ist in Basel-Land von der Stimmkraftausschöpfung abhängig. Würden beispielsweise alle Wähler und Wählerinnen exakt fünf Namen auf den leeren Wahlzettel schreiben, würde die Höhe des absoluten Mehrs 50 Prozent (+1) der Wahlzettel betragen.  Das ist aber längst nicht immer der Fall. Genauer gesagt: Die Stimmkraftausschöpfung im Kanton Basel-Landschaft beträgt durchschnittlich 75 Prozent. Das heisst: Im Schnitt schreiben die Wähler und Wählerinnen etwas mehr als dreieinhalb Namen auf den Wahlzettel.

Parteistärke aufgrund der Landratswahlen (kantonal)…

Vergleicht man die Parteienstärke über die Zeit, so lassen sich nationale Tendenzen auch auf kommunaler Ebene nachzeichnen. Die SVP vermochte ihre Stärke seit 1991 von 12 auf 25 Prozent auszubauen, während die FDP zwischen 1995 und 2011 um 11 Prozentpunkte geschrumpft ist und 2011 die neuen Mitteparteien auftauchen. Im linken Lager konnte die SP das Niveau von 23 Prozent halten seit Anfangs 90er Jahre halten, derweil die Grünen in diesem Zeitraum drei Prozentpunkte zugelegt haben.

… und aufgrund der Nationalratswahlen (kantonal)

Quellen: Bundesamt für Statistik. Eigene Darstellung.

Wie sich die Parteienstärke berechnet, wird hier erläutert.

 

Dossier Kt. BL

Wenn Sie wissen wollen, was ein Amtsinhabereffekt ist und was er mit der kommenden Regierungsratswahl im Kanton BL zu tun hat:

» Hier finden Sie unsere «Nachlese» zu den Wahlen im Kanton Baselland.

» Hier finden Sie unseren Beitrag zum Zweierticket der SP BL.

Für die Regierungsratswahlen haben wir einen Media-Monitor aufgeschaltet. Täglich aktualisiert zeigen wir sowohl die Aktivität der Kandidaten auf Twitter, als auch die Anzahl Artikel in Printmedien, in denen die Regierungsratskandidaten zumindest erwähnt werden. Weiter stellen wir die Anzahl der Seitenaufrufe des Wikipedia-Profils der Kandidaten zur Verfügung. Insbesondere für Twitter und Wikipedia gilt, dass nur dargestellt werden kann, was auch verfügbar ist. Einzelne Kandidaten verfügen über keinen Wikipedia-Eintrag oder kein Twitter-Konto.

» Hier finden Sie den Media-Monitor der Regierungratskandidaten.

Was der berechnete Schwellenwert des absoluten Mehrs mit der Stimmkraftausschöpfung zu tun hat:

» Hier finden Sie alles rund um die Stimmkraftausschöpfung (inkl. Kanton Basel-Landschaft).

 

 


Wankelmütiger Kanton Zürich: Pauschalbesteuerung jein

Das Zürcher Stimmvolk stimmte am 30. November 2014 (hier zur Erinnerung, worum es ging) nicht zum ersten Mal über die Pauschalbesteuerung ab: Vor sechs Jahren, am 8. Februar 2009, wurde über die Volksinitiative mit dem Titel «Schluss mit den Steuerprivilegien für ausländische Millionärinnen und Millionäre» entschieden. Die damalige kantonale Vorlage wurde noch mit rund 53% Ja-Stimmen angenommen. Deshalb kann die Abstimmung jüngeren Datums verwundern: Für das nationale Anliegen konnten sich nur noch 49% der Zürcherinnen und Zürcher erwärmen.

Unterschied im Niveau der Beteiligung

Natürlich sind es kaum je exakt dieselben Personen, die sich an die Urne begeben. Insofern sind die beiden Abstimmungen keine Spiegelbilder. Jedoch zeigt die Analyse der Abstimmungsresultate auf kommunaler Ebene, dass die Unterschiede zwischen den Gemeinden ähnlich sind, das Niveau jedoch ein anderes. Die durchschnittliche Stimmbeteiligung erhöhte sich gegenüber der kantonalen Vorlage, die mit 50.4% überdurchschnittlich hoch war, bei der nationalen Abstimmung auf 52.8%. Interessanterweise gilt generell: Je höher die Stimmbeteiligung im Vergleich zur kantonalen Abstimmung, desto tiefer war der Ja-Stimmen Anteil.

Eigene Darstellung; Daten: Kanton Zürich
Eigene Darstellung; Daten: Kanton Zürich

Unterschied im Niveau der Zustimmung

Das Level der Zustimmung bewegt sich überall auf einem tieferen Niveau als fünf Jahre zuvor. Als Beispiel dient die Gemeinde Turbenthal. Sie wies 2009 eine der höchsten Zustimmungsraten (60.75%) aus und stimmte auch bei der nationalen Vorlage wieder zu. Jedoch nur noch mit 52.36% Ja-Stimmen, was einem Minus von rund acht Prozentpunkten entspricht. Diese Entwicklung weg von einer derart klaren Zustimmung zeigt sich auch bei damals ablehnenden Gemeinden: Die Gemeinde Zumikon erhöhte ihre Ablehnung um rund zehn Prozentpunkte, der Ja-Stimmen Anteil sank von 39.95% auf 29.92%. Wendet man diese Logik auf Gemeinden mit knappen Resultaten an, bedeutet dies, dass ihr gesamthaftes JA zu einem NEIN werden konnte. Hierfür exemplarisch ist die Gemeinde Adliswil, welche die kantonale Vorlage mit 51.19% guthiess, bei der Abschaffung der Pauschalbesteuerung auf nationaler Ebene aber mit 52.05% Nein sagte. Die folgende Grafik zeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen den Ja-Anteilen bei den beiden Vorlagen gibt.

Eigene Darstellung; Daten: Kanton Zürich
Eigene Darstellung; Daten: Kanton Zürich

Was die Grafik andeutet und in der Karte unten verdeutlicht wird, ist der Sonderfall Niederweningen: Die einzige Gemeinde, die bei der kantonalen Abstimmungen 2009 für ein «Nein» votierte und beim nationalen Urnengang «Ja» stimmte, also vom Nein ins Ja-Lager wechselte.

Eigene Darstellung; Daten: Kanton Zürich
Eigene Darstellung; Daten: Kanton Zürich

Fand ein Meinungswandel statt? Ein Erklärungsansatz findet sich in den (nun nicht eintretenden) Folgen der Abschaffung. Die Steuerhoheit der Kantone ist ein zentraler Aspekt der föderalistischen Schweiz. Ein Eingriff darin kann durchaus auch für Befürworter der Abschaffung der Pauschalbesteuerung zu viel des Guten sein. Insofern also kein Meinungswandel.  Falls ein solcher aber stattfand (was womöglich erst die Nachbefragung auf Individualebene zeigen wird), lässt sich mit dieser Analyse nur spekulieren. Ein Ansatzpunkt ist die unterschiedliche Stimmbeteiligung, welche darauf hinweist, dass bei der kantonalen Vorlage vor allem die Befürworter der Abschaffung der Pauschalsteuer (überdurchschnittlich) mobilisiert wurden. Bei der eidgenössischen Abstimmung – mit der höheren Stimmbeteiligung – wurde diese neutralisiert durch die zusätzlichen Stimmenden, welche vermutlich vor allem gegen die Abschaffung waren.

von Chris Goodman und Thomas Willi






Korrigenda In der ursprünglichen Version dieses Beitrages haben sich Fehler eingeschlichen. Die Stimmbeteiligungsdaten waren inkorrekt – insbesondere bei den Städten Winterthur und Zürich hat dies einen Unterschied gemacht. Wir danken Peter Moser für den Hinweis.