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Social Media und Schweizer Politik im Juni 2016

Alle scheinen sich einig zu sein: Social Media sind ein wichtiges Werkzeug für Politikerinnen und Politiker, Campaigner und sogar Bundesräte. Doch wozu ist Social Media wirklich gut? Sind die Netzwerke mehr als ein Marketingtool und taugen sie sogar für Prognosen? Wir zeigen welche Parteiexponenten welchen Accounts folgen und dass darunter auch zwei Politexperten sind.

Twitter

Wenn die Entwicklung der «Follower» an der Zahl zu Beginn des Monates gemessen wird, dann bildet die EVP das Schlusslicht. Nicht zum ersten Mal hat mit der EVP eine Partei weniger Follower am Ende des Monats als zu Beginn der Periode.[2] Die SP und die glp sind ähnlich stark gewachsen, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau. Während sich die glp noch immer der Grenze von 20’000 Follower annähert, kommt die CVP langsam in die Gefilde von 10’000 Follower.

Bei den beiden Polparteien hat sich das Bild der Vormonate wenig verändert. Die SP legt auf hohem Niveau weiter zu – sie wächst sowohl prozentual am stärksten, als auch mit der absoluten Zunahme an Followern.

Facebook

Auf Facebook sieht die Lage anders aus. Gemessen an der Anzahl «Likes» zu Beginn des Monates haben die BDP, die CVP, die glp und die EVP am wenigsten zugelegt. Das entspricht auch dem Wachstum in den Vormonaten. Die SP und die SVP haben im Mai am meisten zulegen können. Sie werden dicht von der Grünen Partei auf Platz drei gefolgt. Die FDP ist diesen Monat wieder etwas weniger stark gewachsen und belegt den vierten Rang.

Wer folgt wem?

Wer sich bei den Parlamentariern Gehör für seine Ansichten und Anliegen verschaffen kann, kann zumindest potenziell in die öffentliche Debatte eingreifen. Die Bedeutung von Twitter hat in den letzten Jahren stark zugenommen und viele Schweizer Parlamentarier nutzen den Dienst.[3]

Durch das «followen» lassen sich Informationen direkt aus ausgewählten Quellen auf den Bildschirm holen – natürlich gilt das auch für Parlamentarier.
Bei wem lesen unsere Gesetzmacher mit? Untenstehend finden Sie die Top 30 Accounts, denen die twitternden Parlamentarier der nationalen oder kantonalen Legislative followen, aufgeteilt nach den vier Regierungsparteien (SVP, SP, FDP und CVP). Die gemeinsamen Twitteraccounts der Parlamentarier sind meist jene von Gspändli der eigenen Partei – zum Beispiel Nationalratskollegen, die Parteileitung oder andere Accounts der Partei. Die Hälfte bis drei Viertel der Top 30 sind jeweils solche parteiinterne Verbindungen.

Neben den Parteiverbindungen folgen zum Beispiel die SVP-Exponenten der Weltwoche und die Zeitung der FDP-Twitterer heisst NZZ. Aber schauen Sie selbst.

Offenbar wollen die Parlamentarier doch auch wissen, was die Exponenten der anderen Parteien gerade treiben; so wird der SP-Bundesrat Alain Berset von mindestens 30% der Mitglieder jeder der grossen Parteien gefollowed, und auch Christophe Darbellay spielt jeweils vorne mit. Besonders gefragte Twitterer sind daher Parteipräsidenten und Bundesräte. Zudem wird Christa Markwalder als Nationalratspräsidentin ebenfalls parteiübergreifend gefollowed. Auch wenn sich die Parteiexponenten grundsätzlich gegenseitig folgen, findet sich ganz oben auf den Ranglisten mit Claude Longchamp immerhin auch ein Politexperte.

Thomas Willi und Tanja Eder

Wrap-Up: Zu Beginn jedes Monats veröffentlichen wir die aktuelle Entwicklung der «Likes» und «Followers» der nationalen Parteiaccounts auf Twitter und Facebook. Natürlich sind diese Zahlen mit Vorsicht zu geniessen. So bedeutet eine hohe Anzahl von «Likes» zum Beispiel noch nicht, dass eine Partei besonders gut über den eigenen Tellerrand hinaus «mobilisiert». Es kann auch sein, dass das Netzwerk einer Partei einfach grösser ist als das einer anderen Partei. Dennoch weisen die absoluten Zahlen zumindest auf das Potential von Viralität hin.

 

[1] Foto: Jason Howie|Flickr

[2] Die Beobachtungsperiode startet am 1.6.2016 und endet am 30.6.2016.

[3] Diese Analyse von Tanja Eder ist in ausführlicher Form bereits hier erschienen.

Social Media und Schweizer Politik im Mai 2016

Alle scheinen sich einig zu sein: Social Media sind ein wichtiges Werkzeug für Politikerinnen und Politiker, Campaigner und sogar Bundesräte. Doch wozu ist Social Media wirklich gut? Sind die Netzwerke mehr als ein Marketingtool und taugen sie sogar für Prognosen?

Twitter

Wenn die Entwicklung der «Follower» an der Zahl zu Beginn des Monates gemessen wird, dann bilden die EVP und die Grünen die Schlusslichter.[2] Zum ersten Mal hat mit der EVP eine Partei weniger Follower am Ende des Monats als zu Beginn der Periode. Die BDP und die FDP sind ähnlich stark gewachsen, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau. Während sich die glp noch immer der Grenze von 20’000 Follower annähert, hat die BDP nun mehr als 2’500 Follower.

Bei den beiden Polparteien hat sich das Bild der Vormonate wenig verändert. Die SP legt auf hohem Niveau weiter zu – mit der absolut höchsten Zunahme an Followern, während die SVP prozentual am stärksten wächst.

Facebook

Auf Facebook sieht die Lage anders aus. Gemessen an der Anzahl «Likes» zu Beginn des Monates haben die BDP, die CVP, die glp und die EVP am wenigsten zugelegt. Das entspricht auch dem Wachstum im März und im April 2016. Die FDP hat im Mai am  meisten zulegen können und ist dicht gefolgt von der Grünen Partei auf Platz zwei. Die beiden Polparteien belegen gemeinsam den dritten Rang – sie sind ungefähr gleich stark gewachsen.

 

Thomas Willi

Wrap-Up: Zu Beginn jedes Monats veröffentlichen wir die aktuelle Entwicklung der «Likes» und «Followers» der nationalen Parteiaccounts auf Twitter und Facebook. Natürlich sind diese Zahlen mit Vorsicht zu geniessen. So bedeutet eine hohe Anzahl von «Likes» zum Beispiel noch nicht, dass eine Partei besonders gut über den eigenen Tellerrand hinaus «mobilisiert». Es kann auch sein, dass das Netzwerk einer Partei einfach grösser ist als das einer anderen Partei. Dennoch weisen die absoluten Zahlen zumindest auf das Potential von Viralität hin.

[1] Foto: Jason Howie|Flickr

[2] Die Beobachtungsperiode startet am 1.5.2016 und endet am 31.5.2016.

Schweizer Politik und Social Media im April 2016

Alle scheinen sich einig zu sein: Social Media sind ein wichtiges Werkzeug für Politikerinnen und Politiker, Campaigner und sogar Bundesräte. Doch wozu ist Social Media wirklich gut? Sind die Netzwerke mehr als ein Marketingtool und taugen sie sogar für Prognosen? Der vierte Teil der Serie geht zum ersten Mal auf individuelle Twitter-Accounts ein, welche politischen Parteien zuzuordnen sind.

Twitter

Wenn die Entwicklung der «Follower» an der Zahl zu Beginn des Monates gemessen wird, dann bilden die EVP und die Grünen die Schlusslichter.[2] Die BDP und die FDP sind ähnlich stark gewachsen, wenn natürlich auf unterschiedlichem Niveau. Die FDP hat im April tatsächlich die Grenze von 10’000 Followern überschritten. Während sich die glp der Grenze von 20’000 Follower annähert, hat es die BDP nicht geschafft im April auf 2’500 Follower zu kommen (es sind 2490). Prozentual ist wieder die CVP am stärksten gewachsen. Wenn sie weiter so zulegt wie im März und im April, dürfte sie bald die FDP einholen.

Bei den beiden Polparteien hat sich das Bild der Vormonate wenig verändert. Die SP legt auf hohem Niveau weiter zu – mit der absolut höchsten Zunahme an Followern, während die SVP prozentual stärker wächst.

Facebook

Auf Facebook sieht die Lage anders aus. Gemessen an der Anzahl «Likes» zu Beginn des Monates haben die BDP, die CVP, die glp und die EVP am wenigsten zugelegt. Das entspricht auch dem Wachstum im März 2016. Darauf folgen die SP und die Grünen. Die FDP hat im April am zweit meisten zulegen können und die SVP hat wieder zu ihrer alten Stärke auf Facebook zurückgefunden. Während es zu Beginn des Jahres noch so aussah, als ob die SP drauf und dran wäre, die SVP einzuholen, scheint sich auch dies wieder normalisiert zu haben.

zur politik-sphäre auf twitter

Neben der Entwicklung der Followerzahlen von Parteipages zeigen wir zum ersten Mal eine Zusammenfassung aller Accounts, die politischen Parteien zugeordnet werden können. Konkret wurden Accounts berücksichtigt, die eine Parteibindung deklarieren oder angeben, auf irgendeiner Ebene ein politisches Amt auszuführen.[3] Bis im Februar 2016 konnten so knapp 2300 Accounts identifiziert und Parteien zugewiesen werden.[4]

Interessanterweise flacht das Wachstum an neuen Accounts seit den eidgenössischen Wahlen 2016 stark ab, was darauf hindeutet, dass die Twitter-Aktivität stark an den Wahlkampf geknüpft ist.

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Welchen Parteien lassen sich die Accounts zuordnen? Die folgende Grafik zeigt zwei Dinge. Erstens, dass mit Ausnahme der SVP und der Restkategorie «Others» alle Parteien auf Twitter besser abschneiden als im nationalen Parlament oder anders formuliert: Würde die tatsächliche Parteistärke anhand der Twitter-Accounts gemessen, so würden alle Parteien überschätzt – ausser der SVP. Zweitens ist bemerkenswert, dass – würde die SVP nicht so stark aus der Reihe tanzen – die Parteiränge relativ gut abgebildet werden.

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Die Accounts lassen sich aber nicht nur den einzelnen Parteien zuordnen, sondern können auch nach weiteren Merkmalen aufgeschlüsselt werden. Wir haben vier davon ausgewählt.

1: Frauenrepräsentation

Es zeigt sich, dass Frauen nicht nur in der realen Politiksphäre unterrepräsentiert sind, sondern auch in der Twitter-Politsphäre.[5] Während im Nationalrat ungefähr auf jeden zweiten Mann eine Frau kommt, ist auf Twitter nur jeder vierte Account einer Frau zuzuordnen (ohne Berücksichtigung der Kategorie «Organisation», unter der Parteiaccounts aufgeführt sind).[6]

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2: Die Legislativen stellen die meisten Twitterer

Am meisten Twitterer lassen sich der Legislative, sprich der gesetzgebenden Gewalt, zuordnen. Unter «Mitglied» sind Accounts klassifiziert, die lediglich ein Parteikürzel in der Beschreibung angegeben haben. Sie unterscheiden sich von der Kategorie «Partei», die Accounts subsumiert, welche eine Funktion innerhalb der Partei einnehmen (z.B. eine Parteipräsidentin oder ein Aktuar).

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3: Deutschsprachige Accounts überwiegen

Die Sprachverteilung überrascht weniger: Die Sprachregionen sind mehr oder weniger ähnlich auf Twitter vertreten. Bemerkenswert ist einzig, dass sich unter den 2300 Accounts auch 0.2% in spanischer Sprache zu finden sind.

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4: Die Gemeinden verschaffen sich Gehör

Zum Schluss haben lassen sich die Accounts verschiedenen Ebenen zuordnen. Eine Nationalrätin wird demnach der «nationalen» Ebene zugeordnet und eine Gemeindepräsidentin gehört zur kommunalen Ebene. So lässt sich zeigen, dass die Mehrheit der Accounts der Gemeindeebene zuzuordnen ist. Darauf folgen die kantonale und etwas abgeschlagen die nationale Ebene. Auch einige wenige internationale Accounts konnten identifiziert werden (z.B. der internationale Account der CVP).

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Thomas Willi

Wrap-Up: Zu Beginn jedes Monats veröffentlichen wir die aktuelle Entwicklung der «Likes» und «Followers» der nationalen Parteiaccounts auf Twitter und Facebook. Natürlich sind diese Zahlen mit Vorsicht zu geniessen. So bedeutet eine hohe Anzahl von «Likes» zum Beispiel noch nicht, dass eine Partei besonders gut über den eigenen Tellerrand hinaus «mobilisiert». Es kann auch sein, dass das Netzwerk einer Partei einfach grösser ist als das einer anderen Partei. Dennoch weisen die absoluten Zahlen zumindest auf das Potential von Viralität hin.

[1] Foto: Jason Howie|Flickr

[2] Die Beobachtungsperiode startet am 1.4.2016 und endet am 30.4.2016.

[3] Mehr zur Methodik lesen Sie im Beitrag von Wüest, Bruno, Müller Christian und Thomas Willi für die jährliche Konferenz der Schweizer Politikwissenschaft 2016 in Basel. Hier geht es zum pdf.

[4] Im Datensatz sind auch Accounts enthalten, die nicht mehr aktiv sind.

[5] Lesen Sie hier mehr zur Repräsentation von Frauen in der Politik.

[6] Der aktuelle Anteil ist hier entnommen.

Digitaler Wahlkampf unter der Lupe: Ruedi Nosers Auftritt hat Luft nach oben

Ruedi Nosers Social-Media-Jahr 2015 ist geprägt durch aktive Bemühungen die Internetuser zu erreichen. Gastautorin Nicole Bosshard ordnet ein.

Die Betrachtung von Nosers Inhalten zeigt, dass sich seine Beiträge ganz mit wissenschaftlichen Erkenntnissen von zur Schweiz 2013 [2] decken: Informative Inhalte dominieren. Der Politiker versucht nur zu den heissesten Wahlkampfzeiten die Leute zu einer Wahl oder Partizipation zu mobilisieren. Ansonsten konzentriert er sich noch deutlicher auf die Bereitstellung von informativen Inhalten. Offensichtlich ist, dass Ruedi Noser viel mehr twittert, als auf Facebook Inhalte Beiträge schreibt. Eine mögliche Erklärung dafür wäre, dass die Bewirtschaftung von Facebook mehr Zeit und damit Aufwand benötigt.

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Eine Besonderheit von Nosers Twitter-Auftritt ist, dass er vereinzelt auch Inhalte postet, die ihn in privaten Situationen zeigen, etwa bei einem Eishockeyspiel. Mit dieser Herangehensweise erfüllt Noser die Ansprüche seiner Partei, die auf die Nachfrage der NZZ, Social-Media als Kommunikationselement bezeichnet. [3]  

FEHLENDE STRATEGIE

Die, nicht gleich verlaufende Verteilung der Kommentare übers Jahr, bestätigen Nosers Aussage, zur fehlenden Social-Media-Strategie: Er versteht die Implementierung von Social-Media als work in progess. Obwohl nicht erstaunlich, ist die Betrachtung der Inhalte dennoch etwas überraschend, da Ruedi Noser nach eigener Aussage andere Ziele mit seinen Social-Media-Auftritten verfolgt:

Ich will eine Plattform für Dialog bieten, Wähler mobilisieren und ungefiltert Themen setzen.- Ruedi Noser

Diese Aussage Nosers offenbart eine Kluft: Seine Absicht mit Social-Media-Mobilisierung zu erreichen steht im Gegensatz zu den Inhalten seiner Posts. Die Diskrepanz zwischen Information und Mobilisierung mag vielleicht auch unterschiedlicher Einordnung herrühren. Zu informativen Inhalten kann man politische Statements, Streuung von Links zu medialen Inhalten, der eigenen Homepage oder Veranstaltungshinweise zählen. Mobilisierungsanstrengungen werden als konkrete Wahlaufrufe, allfällige Spendenaufrufe, Danksagungen an prominente Wähler oder Partizipationsaufgebote verstanden.

In der Konsequenz müsste Ruedi Noser seinen Output auf Social-Media anpassen. Man kann davon ausgehen, das FDP-Sympathisanten seine Inhalte konsumieren, oder zumindest Personen, welche politisch interessiert sind. [4][5] Deshalb ist es wahrscheinlich, dass Noser die eigene Basis – bei offensiverer Strategie – mobilisieren könnte. Neuwähler zu mobilisieren scheint jedoch schwierig.

KONKRETE INVESTITIONEN UND STELLENWERT

Rund eine Stunde pro Tag investierten Noser und sein Wahlkkampfteam in Social-Media während dem Rennen um die National- und Ständeratssitze 2015. Zudem gab er rund 1000 Schweizer Franken aus, welche die Verbreitung der Facebook-Posts antrieben. Insgesamt meint Noser:

Ich glaube, dass Social-Media seine Rolle als Teil des Wahlkampfes erfüllt und somit auch zum Erfolg eines Wahlkampfes beiträgt.- Ruedi Noser

Das deckt sich mit der Meinung der Wahlkampfleiter aller grossen Schweizer Parteien [3], welche den Social-Media-Aktivitäten einen durchaus relevanten, aber eher kleineren Stellenwert an den Gesamtwahlkampfsaktivitäten beimessen.

PROS UND KONTRAS

Noser macht mit seinem Social-Media-Auftritt einiges richtig. Er tritt stets professionell und authentisch auf. Er investiert finanziell in seinen Wahlkampf. Er lässt seiner Community in den Kommentarspalten freien Lauf und schafft damit Transparenz. Auf Facebook nimmt er sich ab und an Zeit und interagiert mit den Kommentierenden. Zusammengefasst: Seine Bemühungen auf diesem Parkett wirken stets staatsmännisch und durchdacht.

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Die Auswertung zeigt aber, dass er wirkungsvoller Social-Media betreiben könnte. Damit ist gemeint: ganzjährig (und nicht nur zu Wahlkampfzeiten) relevante Inhalte posten. Bestenfalls könnte er zusätzliche Plattformern nutzen, damit auch andere Zielgruppen erreicht werden. Das Einrichten eines Accounts ohne dessen Bewirtschaftung bringt nichts. Die Möglichkeiten, welche die  einzelnen Netzwerke bieten, können noch besser bewirtschaftet werden; indem zum Beispiel auf Facebook eine Möglichkeit zur Newsletter-Registrierung eingerichtet würde. Ein pointierteres Auftreten würde die Wahrscheinlichkeit, dass die Internetcommunity auf Beiträge reagiert, erhöhen. Auch die Form des Inhaltes kann noch besser werden: Videos, Fragerunden, treffende Bilder könnten (vermehrt) verwendet werden. Einen vermehrt persönlichen Blick auf politische Themen, die laufende Session, oder private Einblicke in sein Leben, würden den Politiker noch greifbarer und damit interessanter machen. Und das vermutlich wichtigste zum Schluss: Interaktion. Erhöhte Interaktion würde die Diskussionen anheizen. Er könnte seine Persönlichkeit hervorheben und damit mehr Aufmerksamkeit erzeugen.

Am Ende will ein Politiker auch mit Social-Media Stimmen gewinnen. Diese Serie bestätigt die Einschätzung von Wahlkampfexperte Mark Balsiger: Nur mit grossen Engagement gelingt es den Politikerinnen und Politikern einen «Return of Investment» zu erarbeiten. Social-Media sollte nicht beiläufig betrieben -, sondern als ernstzunehmender Wahlkampfbestandteil gesehen werden. [6] Es bleibt spannend, ob und wie sich Social-Media-Wahlkampf im Allgemeinen, und in Nosers Fall vor dem Hintergrund des sehr dynamischen Umfelds weiterentwickelt.

Nicole Bosshard          

Den dritten Teil zum digitalen Wahlkampf auf Facebook und Ruedi Noser finden Sie hier.

Nicole Bosshard studiert an der Universität Zürich (MA) mit dem Hauptfach Politikwissenschaft und dem Nebenfach Publizistik und Kommunikationswissenschaften.

Daten

Die Ergebnisse resultieren aus zweierlei Quellen. Zum einen aus der Betrachtung von Ruedi Nosers Inhalte auf seinen Social- Media-Kanälen: Twitter, Facebook, Instagram und Youtube. Die Daten wurden erhoben und zu einem verwertbaren Datensatz zusammengefügt. Zum anderen wurde Ruedi Noser schriftlich interviewt. Der Untersuchungszeitraum für die inhaltliche Auswertung erstreckt sich vom 1.1.2015- 31.01.2016.

Die Kategorisierung der Inhalte von Facebook und Twitter wurde bereits durchgeführten Studien nachempfunden und deren Codierungssystem teilweise adaptiert. [7][8][9] 

[1] Foto: Got Credit|Flickr

[2] Mehr Informationen finden Sie im folgendem Artikel: Mastering the Art of Scoial Media von Ulrike Klinger.

[3] Den NZZ- Artikel finden Sie hier.

[4] Jungherr, Andreas und Schoen, Harald (2013): Das Internet in Wahlkämpfen. Konzepte, Wirkungen und Kampagnenfunktionen. Wiesbaden: Springer Fachmedien.

[5] Lesen Sie dazu diesen Artikel.

[6] Balsiger, Mark (2014): Wahlkampf statt Blindflug. Bern: Stämpfli Verlag.

[7] Mehr Informationen finden sie in diesem Artikel.

[8] Zusätliche Informationen liefert der Artikel von Robertson, Vatrapu und Medina.

[9] Solop, Frederic I. (2010): „RT @ BarackObama we just made history“: Twitter and the 2008 Presidential Election. In: Hendricks, John A. and Denton Jr., Robert E. (Hrsg.): Communicator- in- Chief. How Barack Obama Used New Media Technology to Win the White House. Plymouth: Lexington Books, 37-49.

Digitaler Wahlkampf unter der Lupe: Ruedi Noser und Facebook

Ein Wahlkampf lässt einen Anstieg der Kampagnenkommunikation in den sozialen Netzwerken erwarten. Die Auswertung von Gastautorin Nicole Bosshard zeigt dies in Ruedi Nosers Fall: Facebookbeiträge gipfelten in den Wahlmonaten. Inhaltlich weichen die Facebookpostings nur marginal von jenen auf Twitter ab.

Betrachtet man Nosers Facebook-Aktivität, zeigt sich, dass er während der Wahlkampfphase fleissig Beiträge veröffentlicht hat. Diese Aktivität nimmt nach der erfolgreichen Wahl Ende November rapide ab. Er veröffentlichte durchs Jahr durchschnittlich sieben Posts pro Monat; pro Beitrag gingen durchschnittlich acht User-Kommentare ein. Im Gegenzug erweist sich der FDP-Mann als nicht sehr reaktionsfreudig: Seine Diskussionsfreude innerhalb der Kommentarspalten ist niedrig.

fb_activity

Die Peaks bei den Beiträgen im April, Juni, Oktober und November 2015 sind verschiedenen Wahlen zu verdanken. Im April fanden die Zürcher Kantonsratswahlen statt; im Juni der zweite Wahlgang bei den Regierungsratswahlen und im Oktober und November die Wahlen für das eidgenössische Parlament. Die Ursache des User-Peaks im Februar ist bei einer Rundschau-Sendung zu finden, welche die Community zu einigen Kommentaren anregte. Herr Noser verstand es da, sich selbst in Szene zu setzten. Der Post umfasste einen Link zum Video seines Auftrittes, wo er zum Thema Masseneinwanderungsinitiative und das Verhältnis seiner Partei zur SVP sprach.

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Die Baisse im Mai gibt eine Facebook-Untätigkeit von Herr Noser wieder. Grundsätzlich konnten sachpolitische Themen kaum zu Peaks verhelfen; weder Noser selbst, noch die User gingen gross auf Abstimmungsthemen ein. Einzig die Erbschaftsteuerreform (Abstimmung 14.06.2015) konnte einige Einträge generieren.

Mit seiner Wahl zum Zürcher Ständerat setzte Ruedi Noser seiner aktiven Social-Media Phase ein Ende und kehrte wieder auf das Niveau vor dem Wahlkampf zurück. Idealer wäre eine weniger wahlkampfzentrierte Kommunikation.[2] Der Post mit den meisten Kommentaren und Likes ist eine Danksagung Nosers für alle Wählerstimmen am 22.11.2015. Deshalb erstaunt es nicht, dass die User im Dezember einen Peak verursachen, der auf ebendiese Gratulationsbekundungen zur Vereidigung als Ständerat zurückzuführen ist.

VORTEIL DIALOG

Der Aspekt des Dialoges scheint, zumindest auf Facebook, ganz passabel zu funktionieren: Noser bietet den Usern eine Diskussionsplattform. Er selbst beteiligt sich jedoch nur selten an der Diskussion. Zum Vergleich: Auch Bei Twitter lässt er sich kaum auf persönliche öffentliche Nachrichten ein. Nur ca. 3% aller Tweets wurden mit Empfänger versendet.
Social-Media in der Schweizer Politik wird als Mittel für die zielgerichtete Kommunikation verstanden.[3] Die Möglichkeit der Interaktion wird grösstenteils missachtet. Ruedi Noser bildet hier keine Ausnahme.

KONTROLLE ÜBER DIE KOMMENTARSPALTEN  

Bei jedem fünften Post durchschnittlich kommentiert Noser selbst in seinen Kommentarspalten. Genauer: Meist schaltete sich Noser gar nicht in die Diskussion ein (in 6 von 13 Monaten). Dass oftmals trotzdem schriftliche Dialoge unter den User entstanden sind, kann man als erfreulich ansehen. Noser und sein Team überlassen die Kommentarspalten indes ungeschönt der Internetöffentlichkeit. Dies obwohl die Tonalität nach dem ersten Wahlgang rauer geworden sei, so Noser.
Seine Inhalte verselbstständigen sich jedoch nicht. Die Inhalte, die Noser bereitstellt, sind grösstenteils sehr sachlich und bieten wenig Angriffsfläche, oder je nach Blickwinkel- wenig Potential zur Weiterverbreitung.

INHALTLICHE KATEGORISIERUNG          

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Die inhaltliche Kategorisierung bestätigt, dass bereits bei Twitter angetroffene Bild: Statements sind Ruedi Nosers favorisierten Inhalte. Facebook wird zudem durch ihn zusätzlich häufig für Informationen über Veranstaltungen, welche bereits stattgefunden haben, gebraucht. Vergleicht man dies mit seinen Twitterinhalten, stellt man fest, dass dort eher auf zukünftige Events hingewiesen wurde. Da Facebook in der Grösse der Beiträge kein inhaltliches Limit kennt, nutzt Ruedi Noser dieses Medium für ausführlichere Posts, welche zum Beispiel ein Wrap-up über den Anlass vom letzten Abend zulassen. Die Danksagungen werden den Mobilisierungsbemühungen zugeordnet. So geschehen zum Beispiel am 6. November 2015: Ruedi Noser dankt in einem Post dem Nationalrat und Präsidenten der GLP für seine Stimme im Kampf um den zweiten Ständeratssitz.

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Noser dankt Martin Bäumle und spricht damit GLP- Sympathisantinnen und Sympathisanten an.

 

AKTIVE FACEBOOKNUTZUNG

Ruedi Noser nutzt Facebook aktiv. Die Beiträge werden von ihm oder seinem Team getextet und versendet. Der Anteil der Beiträge, die er nur teilt, ist gering. Somit gelingt es ihm, auch ausserhalb der Wahlkampfzeit- einen lebendigen Account zu bewirtschaften.

Einen Vergleich zwischen Facebook und Twitter, sowie eine abschliessende Einschätzung liefert der finale vierte Teil der Serie zu Ruedi Noser.

Nicole Bosshard

Teil 2 der Serie behandelt Ruedi Noser und Twitter. Hier gibt es das zu lesen.

Nicole Bosshard studiert an der Universität Zürich (MA) mit dem Hauptfach Politikwissenschaft und dem Nebenfach Publizistik und Kommunikationswissenschaften.

Daten

Die Ergebnisse resultieren aus zweierlei Quellen. Zum einen aus der Betrachtung von Ruedi Nosers Inhalte auf seinen Social- Media-Kanälen: Twitter, Facebook, Instagram und Youtube. Die Daten wurden erhoben und zu einem verwertbaren Datensatz zusammengefügt. Zum anderen wurde Ruedi Noser schriftlich interviewt. Der Untersuchungszeitraum für die inhaltliche Auswertung erstreckt sich vom 1.1.2015-31.01.2016.
Die Kategorisierung der Inhalte von Facebook und Twitter wurde bereits durchgeführten Studien nachempfunden und deren Codierungssystem teilweise adaptiert. [4][5][6]

[1] Foto: Christopher|Flickr

[2] Balsiger, Mark (2014): Wahlkampf statt Blindflug. Bern: Stämpfli Verlag

[3] Weitere Information finden Sie bei Ulrike Klinger.

[4] Mehr Information dazu finden Sie in diesem Artikel.

[5] Mehr zu Obamas Umgang mit Facebook können Sie in diesem Paper nachlesen.

[6] Solop, Frederic I. (2010): „RT @ BarackObama we just made history“: Twitter and the 2008 Presidential Election. In: Hendricks, John Allen and Denton, Jr., Robert E. (Hrsg.): Communicator- in- Chief. How Barack Obama Used New Media Technology to Win the White House. Plymouth: Lexington Books, 37-49.

Schweizer Politik und Social Media im März 2016

Alle scheinen sich einig zu sein: Social Media sind ein wichtiges Werkzeug für Politikerinnen und Politiker, Campaigner und sogar Bundesräte. Doch wozu ist Social Media wirklich gut? Sind die Netzwerke mehr als ein Marketingtool und taugen sie sogar für Prognosen? Der dritte Teil der Serie betrachtet zum ersten Mal auch französischsprachige Facebookpages.

Zu Beginn jedes Monats veröffentlichen wir die aktuelle Entwicklung der «Likes» und «Followers» der nationalen Parteiaccounts auf Twitter und Facebook. Natürlich sind diese Zahlen mit Vorsicht zu geniessen. So bedeutet eine hohe Anzahl von «Likes» zum Beispiel noch nicht, dass eine Partei besonders gut über den eigenen Tellerrand hinaus «mobilisiert». Es kann auch sein, dass das Netzwerk einer Partei einfach grösser ist als das einer anderen Partei. Dennoch weisen die absoluten Zahlen zumindest auf das Potential von Viralität hin.

Twitter

Wenn die Entwicklung der «Follower» an der Zahl zu Beginn des Monates gemessen wird, dann bilden wie bereits im Februar 2016 die EVP und die Grünen das Schlusslicht.[2] Die BDP und die glp sind ähnlich stark gewachsen, wenn natürlich auf unterschiedlichem Niveau. Während sich die glp der Grenze von 20’000 Follower annähert, dürfte die BDP im nächsten Monat bei 2’500 Follower angelangt sein. Auch die FDP hat zugelegt, wenn auch am wenigsten über die drei Monate betrachtet. Sie wird im April das erste Mal über 10’000 Follower haben. Prozentual ist die CVP am meisten gewachsen. Wenn sie weiter so zulegt wie im März dürfte sie die FDP einholen. Natürlich nur, wenn die FDP auch zukünftig so wenig wächst wie im März.

Bei den beiden Polparteien hat sich das Bild des Vormonates wenig verändert. Die SP legt auf hohem Niveau weiter zu, während die SVP prozentual stärker wächst.

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Facebook

Auf Facebook sieht die Lage anders aus. Gemessen an der Anzahl «Likes» zu Beginn des Monates haben die BDP, die CVP und die EVP am wenigsten zugelegt. Das entspricht auch dem Wachstum im Februar 2016. Darauf folgen die beiden grünen Parteien, sowie die FDP und die SVP. Interessant dabei ist, dass sich das Wachstum der SVP weiter verlangsamt. Ob das ein Zeichen einer Plafonierung ist? Zu guter letzt zeichnet sich für die SP dasselbe Bild wie im Vormonat: Sie weist das grösste «Like»-Wachstum aus. Während wir am Ende des letzten Monates spekuliert haben, ob das allenfalls mit den Abstimmungen vom Februar zusammenhängen könnte, scheint es nun so, als ob die Partei den Februarschwung in den März hat mitnehmen können.

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Französischsprachige parteipages

Mit etwas Verspätung berücksichtigen wir zum ersten Mal die «Likes» auf Facebook für die französischsprachigen Parteipages. Die EVP, die CVP und die Grüne Partei sind nicht mehr aufgeführt, da sie für beide Sprachregionen dieselbe Page verwenden. Unter den verbliebenen Parteien steht die SVP unangefochten an der Spitze. Auf deutlich tieferem Niveau folgen die FDP und die SP und weit abgeschlagen die glp und die BDP. Wenn das Wachstum betrachtet wird, so ist die SVP prozentual am meisten gewachsen. Darauf folgen die SP, die FDP, die glp und die BDP.

 

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Wenn man die deutschsprachigen Parteipages mit ihren französischsprachigen Pendants vergleicht, lässt sich folgendes festhalten: Ganz grundsätzlich zeigt sich, dass die Entwicklungen der französischsprachigen Pages auf deutlich tieferem Niveau stattfinden als bei ihren deutschsprachigen Gegenstücken. Die SVP führt in beiden Sprachregionen in der Anzahl der Pagelikes. Im direkten Vergleich steht die FDP mit der französischsprachigen Page (2. Platz) besser da als mit dem deutschsprachigen Facebookauftritt (3. Platz). Das überraschendste Resultat spiegelt sich in der Rangierung der SP: Sie liegt nicht nur deutlich hinter der SVP sondern auch hinter der FDP.

Thomas Willi

 

[1] Foto: Jason Howie|Flickr

[2] Die Beobachtungsperiode startet am 1.3.2016 und endet am 31.3.2016.

[3] Aufgrund eines technischen Problems werden die französischsprachigen Twitter-Accounts erst für den Monat April berücksichtigt werden können.

Digitaler Wahlkampf unter der Lupe: Ruedi Noser und Twitter

Twitter

Mit welchen Inhalten versucht Ruedi Noser auf seinem Twitteraccount Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen? Diese Frage wird im zweiten Teil der Serie zur Social-Media-Einzelfallbetrachtung von Gastautorin Nicole Bosshard beantwortet.               

Wie verhält sich Ruedi Nosers Online-Wahlkampf Strategie im parteiinternen Vergleich und im Vergleich zu seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern im letzten Wahlkampf? Analysen zeigen, dass die FDP in Punkto Twitter-Aktivität im letzten eidgenössischen Wahlkampf im Vergleich zu anderen nationalen Parteien führend war.[2] Der direkte Vergleich zu seinen Kollegen im Kampf um die Parlamentssitze zeigte, dass auch Ruedi Noser bei Twitter ein hohes Rating (= hohe Aktivität) im Wahlkampf aufwies.[3] Inhaltich konzentriert sich Noser generell mehrheitlich auf informative Angebote. Private Inhalte sind rar, Spendengeldaufrufe fehlen gänzlich.

WAS BEWIRKEN TWEETS           

Noser scheint den direkten Weg zur Öffentlichkeit durch Social-Media zu schätzen. Eines seiner Ziele ist es, ungefiltert Themen zu setzen. Die Medien oder der Journalist fungieren im publizistischen Verständnis als Watchdog, welche die Themen auf Grund von internen und externen Normen filtern. Twitter kann diese Systematik unter Umständen umgehen, indem Tweets direkt an breiteres Publikum weitergegeben werden können. Dies führt oftmals zu einem Deutungsverlust des Urhebers des Tweets bzw. der Botschaft. Dies weisen Experten als Schwäche der politischen Kommunikation auf Social-Media aus: Inhalte können sich verselbstständigen und aus dem ursprünglich gemeinten Kontext befreien. [4] Diese Verselbstständigung kann jedoch auch zu Viralität führen. Falls ein selbstgetexteter Inhalt eines Politikers viral geht, bedeutet dies kostenlose Weiterverbreitung eines intendierten Inhaltes. Folgen davon können wiederum Aufmerksamkeit, Bekanntheit und im besten Falle sogar Wählerstimmen sein.

MEDIENFLIEGENFALLE

Twitter kann als «Medienfliegenfalle» dienen. [5] Dahinter steckt der empirisch belegte Gedanke, dass zahlreiche Journalisten Twitter nutzen, um (unter anderem) neue Ideen zu generieren.[6] Politiker und Journalisten sind in Netzwerken verlinkt, sodass der Informationsfluss direkt erfolgen kann. Forscher der Universität Zürich bestätigen dies auch für die Schweizer Branche Wahlkampfleiter der grossen Schweizer Parteien versichern, dass parteiliche Social-Media-Nutzung tatsächlich die Intention verfolgt, Agenda-Setting zu betreiben. [7] Der Kampagnenführer von FDP Schweiz hält sich da etwas genereller und spricht von Social-Media als Kommunikationsinstrument im Allgemeineren. [8]

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WAS GETWEETED WIRD

Die inhaltliche Kategorisierung der Tweets zeigt, dass das politische Statement als wichtigster Inhalt verwendet wird. Darauf folgen Links zu Medienbeiträgen und Links zur Weiterleitung auf die eigene Seite, oder die Webseite der FDP. Veranstaltungshinweise werden ebenfalls sehr gerne und oft geteilt. Dabei wurde zwischen Veranstaltungen aus der Vergangenheit, gerade stattfindende oder zukünftigen unterschieden. Twitter als Livemedium bediente Noser diesbezüglich am liebsten, dichtgefolgt von Hinweisen auf nächstens stattfindende politische Events.

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Damit kann sich ein Noser-Follower gut informiert fühlen und sich allenfalls entscheiden, an einer nächsten Veranstaltung teilzunehmen. Die Grenzen zwischen Information und Mobilisierung sind in einem solchen Fall fliessend. Wahlaufforderungen, Danksagungen und sonstige Tweets werden weniger gezwitschert. Auf Spendenaufrufe verzichtet Noser gänzlich. Ein Experte für digitale Kampagnen meint dazu, dass es hierzulande als unhöflich gälte, Wahlkampffinanzierungen direkt anzufordern. [9]

NOSER VS. OBAMA       

Ein inhaltlicher Vergleich zwischen Obamas Wahlkampf 2008 und Nosers 2015 zeigt, dass es Noser nicht so gut versteht, sich selbst zu vermarkten. Damals nutze Obama 63% seiner Tweets als Referenz auf seine eigene Seite.[10] Der Ständerat nutzte bloss in 15% seiner Tweets die Möglichkeit, auf seine Seite zu verweisen. Natürlich ist ein direkter Vergleich der beiden mit Vorsicht zu geniessen. Während Obama viele Ressourcen in den Online-Wahlkampf investieren konnte und damit sowohl Geld, Personal wie auch Know-How aufwenden konnte, hatte Noser höchst wahrscheinlich nur ein Bruchteil dessen zur Verfügung.

Beispiel für eine Danksagung auf Twitter: Diese Tweet generierte am meisten Likes und am zweitmeisten Reetweets.

PASSIVER TWITTERER  

Die Betrachtung der Tweets zeigt überdies, dass gut die Hälfte (51%) aller Tweets Retweets (kein selbstständiges Verfassen- sondern Weiterverbreiten) sind. Die Möglichkeit passiv Inhalte zu verbreiten, ist natürlich verlockend. Damit kann ohne redaktionellen oder zeitlichen Aufwand Inhalt an die Follower gebracht werden.

Ist das vielleicht der Grund, wieso quantitativ mehr Inhalte auf Twitter als auf Facebook generiert wurde? So viel sei dem nächsten Teil vorweggenommen, auf Facebook war Ruedi Noser um einiges aktiver.

Nicole Bosshard

Den ersten Teil der Serie finden Sie hier.

Nicole Bosshard studiert an der Universität Zürich (MA) mit dem Hauptfach Politikwissenschaft und dem Nebenfach Publizistik und Kommunikationswissenschaften.

Daten

Die Ergebnisse resultieren aus zweierlei Quellen. Zum einen aus der Betrachtung von Ruedi Nosers Inhalte auf seinen Social- Media-Kanälen: Twitter, Facebook, Instagram und Youtube. Die Daten wurden erhoben und zu einem verwertbaren Datensatz zusammengefügt. Zum anderen wurde Ruedi Noser schriftlich interviewt. Der Untersuchungszeitraum für die inhaltliche Auswertung erstreckt sich vom 1.1.2015- 31.01.2016.

Die Kategorisierung der Inhalte von Facebook und Twitter wurde bereits durchgeführten Studien nachempfunden und deren Codierungssystem teilweise adaptiert. [10][11][12]   

[1] Foto: Esther Vargas|Flickr

[2] Lesen Sie dazu diesen Politan-Beitrag.

[3] Lesen Sie zur Social- Media- Aktivität der Zürcher- Kandidierenden.

[4] Schulz, Winfried (2008): Politische Kommunikation. Theoretische Ansätze und Ergebnisse empirischer Forschung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
[5] Jungherr, A. (2009): Twitternde Politiker: Zwischen bunten Rauschen und Bürgernähe 2.9. In: Bieber, Christoph, Eifert, Gross, Thomas und Lala, Jörn (Hrsg.): Soziale Netze in der digitalen Welt: Das Internet zwischen egalitärer Beteiligung und ökonomischer Macht. Frankfurt am Main: Campus Verlag, 99-127.

[6] Die Studie von Parmelee finden Sie hier.

[7] Mehr Informationen dazu in dieser der Studie Universität Zürich.

[8]  Hier gelangen Sie zum NZZ- Artikel.

[9] Graf, Daniel (2016): “Eine Zäsur für die Schweiz”. Tages-Anzeiger. 02.03.2016. S.33.

[10] Solop, Frederic I. (2010): „RT @ BarackObama we just made history“: Twitter and the 2008 Presidential Election. In: Hendricks, John Allen and Denton, Jr., Robert E. (Hrsg.): Communicator- in- Chief. How Barack Obama Used New Media Technology to Win the White House. Plymouth: Lexington Books, 37-49.

[11] Lesen Sie mehr dazu in einem Paper von Graham und Koautoren.

[12] Mehr zu Obama und Facebook finden Sie im Paper von Robertson, Vatrapu und Medina.

 

Digitaler Wahlkampf unter der Lupe: Ruedi Noser und Social-Media

Social-Media hat Potential. Für Politikerinnen und Politiker kann eine intelligente Social-Media-Strategie bestenfalls mit Wählerstimmen belohnt werden. In der vierteiligen Serie werden zwei Kommunikationsinstrumente genauer beleuchtet. Die Gastautorin Nicole Bosshard untersucht dafür den Auftritt von FDP-Ständerat Ruedi Noser auf Social-Media .

Anhand des Einzelfallbeispiels des Zürcher FDP-Politikers Ruedi Noser beleuchtet diese Serie den Wahlkampf in den sozialen Medien. Aufbauend auf einer theoretischen Kontextualisierung im ersten Teil, liefern Analysen zu Twitter im zweiten Teil und Facebook-Aktivitäten Nosers im dritten Teil Erkenntnisse zu dessen Social-Media-Aktivität. Abgeschlossen wird die Serie mit einem Vergleich der verschiedenen Netzwerke.

AMERIKANISCHE VORREITER   

Die Betrachtung von digitalen Wahlkämpfen ist nicht neu und hat ihren Weg ausgehend von den USA, über Deutschland auch in die Schweiz gefunden. In den USA begannen bereits 1992 die ersten «Internetwahlkämpfe» der Präsidentschaftskandidaten. [2][3] Bill Clinton war der Erste, der damals in Textform Kampagneninformationen im Internet veröffentlichte. 1999 wurde durch einen weiteren demokratischen Kandidaten das erste Mal eine Million Dollar Spendengelder gesammelt. Im Jahre 2004 wurde vom Kandidaten Howard Dean erstmals eine professionelle Onlinestrategie umgesetzt, welche das Ziel verfolgte, die Partizipation zu steigern. Bis heute ist die Kampagne von Obama an Fundraisingerfolg und Präsenz nicht zu toppen. [4][5]   

DEUTSCHE IMITATION 

Die Deutsche Politikelite imitierte den amerikanischen Wahlkampf mit einiger Verspätung. So nutzten die Deutschen Parteien erst ab 2009 gezielt Web-2.0-Angebote. [6] Die Deutschen Parteien und Politiker fingen nicht nur später mit der Nutzung an, sondern nutzten das Internet auch weniger effizient. Punkte wie die Beschaffung von Spendengeldern, die Datensammlung- und Analyse, sowie die Organisation von Freiwilligen wurden vernachlässigt. [5][7]  

WO STEHT DIE SCHWEIZ?

Die Schweizer Parteien versuchen seit den Wahlen 2011 im Online-Segment übergreifend Fuss zu fassen. Seit den letzten Wahlen scheint die Betreibung von Netzwerkprofilen quasi unumgänglich für einen Kandidaten zu sein. [7][8]  
Social-Media-Wahlkämpfe passen gut zum Schweizerischen Wahl-System. So funktionieren die grösstenteils individuell geführten Wahlkämpfe und die Pflege von Netzwerkauftritten gut miteinander. [9] Die Nutzung der Parteien und der Politikerinnern und Politiker ist von gutem Willen gekennzeichnet. Die parteilichen Nutzungen haben sich ebenfalls langsam aber stetig entwickelt. [8] Einzelne Social- Media- User haben es verstanden, ihre Community auszubauen, mit Inhalten zu bedienen und damit politische Kommunikation zu betreiben. Andere hingegen (noch) nicht. [10]

Folgen Sie einem Account einer Politikerin, eines Politikers oder einer Partei in den sozialen Medien?

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ERWARTETER NUTZEN 

Ein digitaler Wahlkampf ist mit einer Symbolik behaftet: Kandidierende weltweit versuchen mittels online Wahlkampagnen Modernität zu demonstrieren und damit Wählernähe zu symbolisieren. [11]  Man lebt am Puls der Zeit, weiss, was die jungen Menschen bewegt und versucht so, Politik und Inhalte (Massen-) medial und selbstgerichtet zu verbreiten. Dies soll in Berichterstattungen münden oder bestenfalls Wählerstimmen generieren. [5][7] Ob die Internetnutzung politische Partizipation beeinflussen kann, ist sich die Wissenschaft uneinig. [5] Es gibt einige Faktoren, welche einen Entscheid zum Urnengang beeinflussen können: Nebst dem demografischen und politischen Hintergrund des potentiellen Wählers, und dem politischen Interessen spielt der digitale Informationskonsum nur eine Nebenrolle. [11] Jedoch vermag eine intelligent umgesetzte Social-Media-Strategie mindestens Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. [12]

MEHRKANALSTRATEGIEN

Die Bedienung von verschiedenen Social-Media-Netzwerken dient  dem gleichen Zweck: Das Erreichen von politik-interessierten Menschen, die im besten Falle für das eigene Anliegen oder die eigene Person stimmen oder wählen. Die Hoffnung der Bedienung von Mehrkanalstrategien (Twitter, Facebook, Instagram, YouTube, etc.) besteht darin, durch verschiedene Accounts unterschiedliche Personen ansprechen zu können. Eine Mehrkanalstrategie wird als wünschenswert erachtet. [6]

SOCIAL-MEDIA-DATEN UND WISSENSCHAFTLICHE ANALYSEN

Forschende weltweit sind sich noch nicht einig, inwiefern sich Social-Media-Daten für wissenschaftliche Analysen eignen. Trends für die Popularität der Partei, des Themas oder des Politikers können auf alle Fälle daraus gewonnen werden. Die Einzelfallbetrachtung erlaubt es, genauer auf die Fragen einzugehen, wie und warum Social-Media eines Schweizer Politikers betrieben wird, wie Herangehensweisen aussehen können und wie erfolgreich deren Implementierung sein kann. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass die Erkenntnisse der Analyse nicht generalisiert oder pauschalisiert werden können, sondern der Entwicklung einer wirkungsvollen Social-Media-Strategie dienen soll. [13] 

RUEDI NOSER   

Ruedi Noser eignet sich besonders gut als Fallbeispiel. Als Unternehmer gehört er einer der grössten Berufsgruppen im eidgenössischen Parlament [14] an. Männer stellen nach wie vor die Mehrheit der Schweizer Politiker. Als Zürcher repräsentiert er den bestvertretenen Kanton der Schweiz im Parlament. Als FDP- Mann ist er Teil der (mitunter) meistvertretenen Partei im Ständerat der laufenden Legislatur. Mit seinen 54 Jahren liegt Noser zudem knapp unter dem Durchschnittsalter im Ständerat, welches bei 55 Jahren liegt. [15] Seine Social-Media-Bemühungen können somit als Grundlage für eine Beleuchtung von Gegebenheiten und Bedingungen eines Schweizer Parlamentariers in der Welt der sozialen Netzwerke dienen.

Diese Serie zeigt auf, dass ein Politiker viel Engagement für einen erfolgreichen Social-Media-Wahlkampf aufzuwenden braucht. Das Beispiel von Herr Noser illustriert dies eindrücklich.

Nicole Bosshard

 

Nicole Bosshard studiert an der Universität Zürich (MA) mit dem Hauptfach Politikwissenschaft und dem Nebenfach Publizistik und Kommunikationswissenschaften.

[1] Foto: Ester Vargas|Flickr

[2] Roberston und seine Koautoren informieren hier über den Facebook- Gebrauch von Obama im Wahlkampf.

[3] Solop, Frederic I. (2010): „RT @ BarackObama we just made history“: Twitter and the 2008 Presidential Election. In: Hendricks, John Allen and Denton, Jr., Robert E. (Hrsg.): Communicator- in- Chief. How Barack Obama Used New Media Technology to Win the White House. Plymouth: Lexington Books, 37-49.

[4] Hendricks, John Allen and Denton Jr., Robert E. (2010): Communicator- in- Chief. How Barack Obama Used New Media Technology to Win the White House. Plymouth: Lexington Books.[5] Jungherr, Andreasund Schoen, Harald (2013): Das Internet in Wahlkämpfen. Konzepte, Wirkungen und Kampagnenfunktionen. Wiesbaden: Springer Fachmedien.

[6] Informieren Sie sich über die Schweizer Politik und Twitter hier.

[7] Jungherr, Andreas (2009): Twitternde Politiker: Zwischen bunten Rauschen und Bürgernähe 2.9. In: Bieber, Christoph, Eifert, Gross, Thomas und Lala, Jörn (Hrsg.): Soziale Netze in der digitalen Welt: Das Internet zwischen egalitärer Beteiligung und ökonomischer Macht. Frankfurt am Main: Campus Verlag, 99-127.

[8] Lesen sie den Beitrag von Ulrike Klinger : Mastering the Art of Social Media.

[9] Lesen Sie hierzu den NZZ-Artikel.

[10] Vertiefte Einblicke zu Twitter und Schweizer Politik sind hier zu finden.

[11] Schulz, Winfried (2008): Politische Kommunikation. Theoretische Ansätze und Ergebnisse empirischer Forschung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

[12] Gerne leiten wir Sie auf unseren Beitrag weiter.

[13] Richards, Lynn (2005): Handling qualitative data. A practical guide. London: Sage publications.

[14] Den dazugehörigen Artikel finden Sie hier.

[15] Zahlen zu den Ratsmitgliedern sind hier nachzulesen.

 

Schweizer Politik und Social Media im Februar 2016

Alle scheinen sich einig zu sein: Social Media sind ein wichtiges Werkzeug für Politikerinnen und Politiker, Campaigner und sogar Bundesräte. Doch wozu ist Social Media wirklich gut? Sind die Netzwerke mehr als ein Marketingtool und taugen sie sogar für Prognosen? Der zweite Teil der Serie kürt die «Facebook-Königin» unter den Parteien und schaut etwas genauer hin.

Zu Beginn jedes Monats veröffentlichen wir die aktuelle Entwicklung der «Likes» und «Followers» der nationalen Parteiaccounts auf Twitter und Facebook. Natürlich sind diese Zahlen mit Vorsicht zu geniessen. So bedeutet eine hohe Anzahl von «Likes» zum Beispiel noch nicht, dass eine Partei besonders gut über den eigenen Tellerrand hinaus «mobilisiert». Es kann auch sein, dass das Netzwerk einer Partei einfach grösser ist als das einer anderen Partei. Dennoch weisen die absoluten Zahlen zumindest auf das Potential von Viralität hin.

Twitter

Wenn die Entwicklung der «Follower» an der Zahl zu Beginn des Monates gemessen wird, dann sind die EVP und Grünen am wenigsten gewachsen. Mit Ausnahme der CVP und der SVP weisen alle anderen Parteien eine ähnliche Entwicklung auf: Sind haben ungefähr gleich stark zugelegt. Die beiden Ausnahmen sind um fast einen Viertel (SVP), respektive einen Fünftel (CVP) gewachsen. Grundsätzlich gilt zu beachten, dass diese Entwicklung auf verschiedenen Niveaus geschieht. Misst man die SVP an den Zahlen der SP, hat sie noch ein ziemlich grosses Aufholpotenzial.

tw_2016-02(1)

Wurden Sie schon einmal mit politischen Botschaften in den sozialen Medien konfrontiert?

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Facebook

Auf Facebook sieht die Lage bekanntlicherweise anders aus, auch wenn sich für alle Parteien sagen lässt, dass sie an «Likes» zugelegt haben. Gemessen an der Anzahl «Likes» zu Beginn des Monates haben die CVP, die EVP und die BDP am wenigsten zugelegt. Darauf folgen die beiden grünen Parteien und die FDP, während die beiden Polparteien die Spitze bilden. Augenfällig ist vor allem die Entwicklung der SP. Sie konnte im Februar über 40% zulegen und ist, zumindest was die «Likes» betrifft, fast auf dem Niveau der SVP zu Beginn des Monates. Wir küren deshalb die SP zur «Facebook-Königin» des Februars. Ob diese Entwicklung mit den Abstimmungen vom Februar zusammenhängen, kann zumindest vermutet werden.

fb_2016-02

It’s the interaction, stupid

Um nicht nur etwas zur «Like»-Entwicklung sagen zu können, haben wir uns zusätzlich die Interaktion mit den Partei-Seiten auf Facebook angeschaut. Über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr[2] vereinen die untersuchten Parteien[3] über 250’000 Interaktionen. Zu solchen Interaktionen zählen wir Kommentare und «Likes», welche zu Beiträgen auf den entsprechenden Partei-Pages abgegeben wurden. Spitzenreiter ist hier die SVP, gefolgt von der SP, der FDP und der CVP. Bereits deutlich abgeschlagen sind die GPS und die glp. Am wenigsten Interaktion verzeichnet die BDP.

Über den tellerrand hinaus?

Interessant ist, dass die Interaktionen zum Teil in erheblichem Masse von denselben Personen kommen. Konkret heisst das, dass ca. 60’000 Personen für die gesamte Interaktion verantwortlich sind. Besonders Kampagnenverantwortliche dürften sich dafür interessieren wie  das Verhältnis der Interaktionen zur der Anzahl der Personen, welche dafür verantwortlich sind, ist. Wir bezeichnen die absoulte Anzahl der Personen, welche mindestens einen Beitrag «geliked» oder kommentiert haben, als Reichweite. Die Anzahl der durchschnittlichen Interaktion pro Personen entspricht der Interaktionsrate. Die folgende Grafik zeigt die Aufschlüsselung der Zahlen nach Parteien.

Die Grafik zeigt die durchschnittliche Interaktion pro Person mit den Partei-Seiten auf Facebook.
Die Grafik zeigt die durchschnittliche Interaktion pro Person mit den Partei-Seiten auf Facebook.

Die beiden Polparteien kommen auf je ca. 70’000 Interaktionen. Die Aufschlüsselung in der Grafik verdeutlicht, dass insbesondere die SP im untersuchten Zeitraum am meisten verschiedene Personen erreicht hat. Das folgende Beispiel zeigt das: Wenn die SVP mit verschiedenen Beiträgen auf total 100 Interaktionen («Likes» und Kommentare) kommt, so stammen diese von 20 verschiedenen Personen. Bei der SP sind es hingegen 28 Personen. Lässt sich damit eventuell die Aufholjagd der SP auf Facebook begründen?

Auf der Suche nach Gründen

Um es gleich vorweg zu nehmen: Über den tatsächlichen Grund (oder besser: die Gründe) für den krassen Anstieg an «Page-Likes» der SP lassen sich wohl nur Dinge eher spekulativer Natur sagen. Wir können jedoch versuchen, gewisse Entwicklungen aufzuzeigen. Damit diese vergleichbar sind, berücksichtigen wir zusätzlich die SVP. Die beiden folgenden Grafiken zeigen die Anzahl Beiträge der Parteien, sowie die Korrelation der Anzahl Beiträge mit den Interaktionen.

Anzahl Beiträge pro Monat für die SVP und die SP.
Anzahl Beiträge pro Monat für die SVP und die SP.

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Wenig überraschend hängt die Anzahl Interaktionen mit der Anzahl Beiträgen zusammen. Wenig überraschend deshalb, da es ohne Beitrag auch keine Interaktionsmöglichkeiten gibt. Trotzdem zeigen die beiden Beispiele, dass sich regelmässige Beiträge auf den Pages lohnen. Die SP hat sich diesbezüglich seit November 2015 stark verbessert und kontinuierlich mehr Beiträge pro Monat publiziert. Damit ist es der Partei wohl gelungen, die Reichweiten-Generatoren-Funktion für Medieninhalte auszunützen.[4] Ob das alleine den Anstieg der «Likes» auf der Parteiseite erklärt, sei dahin gestellt. Die zeitliche Nähe und die Brisanz der Februarabstimmung wird auch einen Teil dazu beigetragen haben. Wir bleiben dran.

Thomas Willi

Der Zwischentitel «It’s the interaction, stupid» ist vom Wahlkampblog abgekupfert. Den dazugehörigen Artikel lesen Sie hier.

[1] Foto: Jason Howie|Flickr

[2] Der Beobachtungsperiode startet am 1.1.2015 und endet am 27.2.2016.

[3] Aufgrund eines technischen Problems konnten für die «Pagelike»-Entwicklung der Parteiseiten nur die deutschsprachigen Partei-Pages berücksichtigt werden.

[4] Der Ausdruck «Reichweite-Generator» wurde von von hier entlehnt.

 

 

 

 

 

Social Media im Wahlkampf 2015

Dieser Wahlkampf wird unter anderem wegen der immer wichtiger werdenden Rolle von Social Media in Erinnerung bleiben: Die SVP lancierte mehrere Musikvideos auf Youtube, die FDP versuchte sich auf Vine und Instagram und Aline Trede, Kandidatin der Berner Grünen, testete die Dating-App Tinder. 

Auch wenn die Wirkung von Social Media vermutlich überschätzt wird, Tatsache ist, dass kaum ein Politiker mehr ganz um die sozialen Medien herumkommt. Wie aktiv waren die Parteien tatsächlich in diesen Wahlen?[1] Und wie erfolgreich? Dazu analysierten wir Daten der zentralen Parteiaccounts auf Facebook und Twitter seit dem April 2015.[3] Während die Linken tatsächlich die Twitter-Könige sind, wird Facebook von der SVP regiert.[4]

Die ersten beiden Abbildungen zeigen die Entwicklung der Facebook Likes und Twitter Follower in den letzten 27 Wochen. Die Grafiken machen klar, dass die Popularität der Parteien auf beiden Social-Media-Kanälen relativ schwach aber konstant zunimmt. Auf Facebook legte die SVP am deutlichsten zu, mit mehr als 3’700 neuen Likes. Im Gegensatz zu den anderen Parteien scheint es bei der SVP zudem einen zusätzlichen Kampagneneffekt in den letzten Wochen vor den Wahlen gegeben zu haben.

Entwicklung der Likes pro Partei

Facebook Ad für die CVP Page
Facebook Ad für die CVP Page

Dies ist wohl auf ihr Wahlkampfvideo «Welcome to SVP» und dessen erfolgreiche Verbreitung über Facebook zurückzuführen. Der «Knick» nach oben fällt nämlich genau in Woche 36, als die SVP die ersten «Teaser» für den Videoclip auf ihrer Facebook Page postete. Ihre Strategie, deren Ziel vermutlich vordergründig die Ansprache und Mobilisierung junger potenzieller Wähler war, scheint also aufgegangen zu sein – zumindest auf Facebook. Auch die CVP verzeichnete einen abrupten Anstieg an Facebook Likes in den letzten vier Wochen. Hier ist die Ursache weniger klar. Möglicherweise machte die Partei stärker Gebrauch von Facebook Ads (siehe Bild) als zuvor. Bei den anderen Parteien scheint es ebenfalls einen leichten Wahlkampfeffekt gegeben zu haben, wenn auch viel weniger ausgeprägt.

Entwicklung der Twitter Followers

Auf Twitter ist mit Abstand die SP am populärsten. Sie gewann seit dem April fast 6’000 neue Follower. Aber auch die Grünliberale Partei beeindruckt mit einer grossen Twitter-Gefolgschaft und einem Plus von über 3’000 Followern. Allen übrigen Parteien folgen weniger als halb so viele Twitter-Nutzer. Im Gegensatz zu Facebook sind auf Twitter kaum Wahlkampfeffekte ersichtlich.

Wie steht es um die Aktivität

Die Parteien sind nicht nur unterschiedlich beliebt auf Facebook und Twitter, sie unterscheiden sich auch in ihrer Aktivität. Die folgende interaktive Grafik zeigt die Anzahl Facebook-Posts bzw. Tweets, die von den jeweiligen Partei-Accounts pro Woche abgesetzt wurden. Insgesamt ist ein «Sommerloch» und danach eine leicht verstärkte Aktivität im Hinblick auf die Wahlen erkennbar. Die Parteien setzten die sozialen Medien also aktiv ein als Wahlkampfmittel. Besonders sticht die Grüne Partei hervor, die ihre Aktivität in den letzten Wochen nochmals ganz klar intensiviert hat. Ihre hohe Anzahl Posts hat allerdings auch damit zu tun, dass sie ziemlich konsequent alles sowohl auf Deutsch als auch auf Französisch posten – dies ist bei Weitem nicht bei allen Parteien der Fall (Mobile Grafik).

Auf Facebook wird neben der Anzahl Likes auch eine Zahl angegeben für «People talking about this.»[5] Damit wird gemessen, wie viele Menschen mit einer Facebook-Seite interagieren und eine «Story» kreieren, z.B. indem sie einen Post «liken», teilen oder kommentieren. Die untenstehende Grafik vergleicht die Interaktivität (durchschnittliche Anzahl «People talking about this» pro Woche) mit der Aktivität (durchschnittliche Anzahl Posts pro Woche). Die Grösse der Punkte entspricht der Anzahl Likes einer Page. Die Streuung der Parteien deutet darauf hin, dass es einen positiven Zusammenhang gibt: Je aktiver eine Partei, umso mehr Reaktionen bekommt sie von ihren Anhängern.

Rechtspopulisten im Vorteil?

Allerdings sind nicht alle Parteien gleich effizient. Mit Abstand am meisten Reaktionen auf ihre Page und Posts erhält die SVP – und dies mit einer eher durchschnittlichen Aktivität. Das hat natürlich einerseits mit ihrer grossen Anzahl Page-Likes zu tun: Je mehr Likes, umso mehr Leute sehen einen Post, umso grösser ist die Chance auf eine höhere Anzahl Reaktionen. Andererseits zeigen wissenschaftliche Studien, dass rechts-populistische Parteien auch in anderen Ländern eine überdurchschnittlich grosse Anhängerschaft auf Social Media haben und diese zudem aussergewöhnlich aktiv ist.[6] Dies erklärt auch, warum die Lega als sehr kleine Partei vergleichsweise sehr viele Facebook-Likes hat und ebenfalls relativ effizient ist. So erzielt sie mit durchschnittlich weniger als zwei Posts pro Woche ähnlich viele Reaktionen wie die FDP mit ungefähr fünf Beiträgen pro Woche. Auch die SP ist mit ihren Posts ziemlich erfolgreich. Die Grünen und die CVP hingegen werden für ihre überdurchschnittlich hohe Aktivität nicht belohnt.

Talkabout und Anzahl Posts im Vergleich

Für Twitter gibt es keine direkt vergleichbare Kennzahl wit «talking about».[7] Aber es scheint auch hier einen Zusammenhang zwischen Aktivität und Popularität zu geben: Parteien, die häufiger tweeten, haben auch mehr Follower (oder umgekehrt…). Hier hat jedoch eindeutig die SP die Nase vorn, gefolgt von der GLP. FDP, Grüne und CVP sind zwar aktiver, gewinnen damit aber viel weniger Follower.

tweets_followers
Je grösser ein Punkt, desto mehr Likes hat die Partei auf Facebook.

Schliesslich sind klare Unterschiede zwischen Facebook und Twitter zu erkennen: Der Erfolg der Parteien unterscheidet sich stark je nach Plattform. Die letzte Grafik vergleicht die Anzahl Facebook-Likes mit der Anzahl Twitter-Follower. Die Grösse der Punkte widerspiegelt die Wahlanteile der Parteien 2011. Während auf Twitter – wie auch das SRF zum Schluss kam – die linken Parteien im Vorteil sind, geben auf Facebook eher die Rechten den Ton an – allen voran die SVP. Dies hat wahrscheinlich mit den unterschiedlichen Nutzerstrukturen der beiden Plattformen zu tun. Der durchschnittliche Twitter-Nutzer ist jünger, höher gebildet und hat einen höheren sozio-ökonomischen Status als die Durchschnittsbevölkerung.[8] Die wohl wichtigste Ansprechgruppe für Schweizer Politiker auf Twitter sind ausserdem Journalisten und weniger (potenzielle) Wähler.[9] Facebook hingegen ist in der allgemeinen Bevölkerung beliebter und hat eine viel breitere Nutzerbasis.[10]

Followers und Likes im Vergleich
Je grösser der Punkt, desto grösser ist der Wahlanteil.

Im Vergleich zu den letzten Wahlen 2011 hat die Bedeutung der Social Media eindeutig zugenommen. Die Facebook Likes der Parteiaccounts haben sich in den letzten vier Jahren bei den meisten Parteien vervierfacht. Die Twitter-Followers sind teilweise sogar um das Zehnfache angestiegen. Ausserdem haben die bürgerlichen Parteien stark aufgeholt. Während die SP bei den letzten Wahlen noch sowohl Twitter als auch Facebook dominierte, wurde sie auf letzterem mittlerweile klar von der SVP überholt. Insgesamt haben sich die Zahlen der Wählerstärke der Parteien angenähert. Die sozialen Medien, die zu Beginn noch speziell als Chance für kleine Parteien angesehen wurden, widerspiegeln heute mehrheitlich die bestehenden Machtverhältnisse – auch wenn es deutliche Unterschiede zwischen Facebook und Twitter gibt. Twitter ist dabei nach wie vor eher das Medium der Linken und der politischen «Underdogs».

[1] Foto: Dean Meyers|Flickr.

[2] Social Media wird überschätzt, meint dieser Artikel.

[3] Die Daten stammen aus einen Forschungsprojekt unter der Leitung von Dr. Ulrike Klinger am IPMZ – Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung, Universität Zürich.

[4] Zu den Twitter-Königen geht es hier.

[5] People talking about this, here.

[5] vgl. z.B. Bartlett, Jamie, Jonathan Birdwell, and Mark Littler. The New Face of Digital Populism. London: Demos, 2011.

[6] Larsson, Anders Olof. “Going Viral? Comparing Parties on Social Media during the 2014 Swedish Election.” Convergence: The International Journal of Research into New Media Technologies, no. Published online before print. (April 2, 2015): 1–16.

[7] Die Anzahl Retweets/Favorites pro Tweet wurden leider nicht erhoben.

[8] Duggan, Maeve, Nicole B. Ellison, Cliff Lampe, Amanda Lenhart, and Mary Madden. “Demographics of Key Social Networking Platforms.” Pew Research Center: Internet, Science & Tech, 2015. Link.

[9] Rauchfleisch, Adrian, Metag, Julia. «Sag es kurz und prägnant. Twitter als kommunikativer Marktplatz für Volksvertreter und Journalisten.» NZZ Webpaper 2015. Link.

[10] Klinger, Ulrike. “Mastering the Art of Social Media.” Information, Communication & Society 16, no. 5 (June 1, 2013): 717–36.