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Wrap-Up: Die monatliche Serie zur Schweizer Politik im Netz. [1]

Schweizer Politik und Social Media im April 2016

Alle scheinen sich einig zu sein: Social Media sind ein wichtiges Werkzeug für Politikerinnen und Politiker, Campaigner und sogar Bundesräte. Doch wozu ist Social Media wirklich gut? Sind die Netzwerke mehr als ein Marketingtool und taugen sie sogar für Prognosen? Der vierte Teil der Serie geht zum ersten Mal auf individuelle Twitter-Accounts ein, welche politischen Parteien zuzuordnen sind.

Twitter

Wenn die Entwicklung der «Follower» an der Zahl zu Beginn des Monates gemessen wird, dann bilden die EVP und die Grünen die Schlusslichter.[2] Die BDP und die FDP sind ähnlich stark gewachsen, wenn natürlich auf unterschiedlichem Niveau. Die FDP hat im April tatsächlich die Grenze von 10’000 Followern überschritten. Während sich die glp der Grenze von 20’000 Follower annähert, hat es die BDP nicht geschafft im April auf 2’500 Follower zu kommen (es sind 2490). Prozentual ist wieder die CVP am stärksten gewachsen. Wenn sie weiter so zulegt wie im März und im April, dürfte sie bald die FDP einholen.

Bei den beiden Polparteien hat sich das Bild der Vormonate wenig verändert. Die SP legt auf hohem Niveau weiter zu – mit der absolut höchsten Zunahme an Followern, während die SVP prozentual stärker wächst.

Facebook

Auf Facebook sieht die Lage anders aus. Gemessen an der Anzahl «Likes» zu Beginn des Monates haben die BDP, die CVP, die glp und die EVP am wenigsten zugelegt. Das entspricht auch dem Wachstum im März 2016. Darauf folgen die SP und die Grünen. Die FDP hat im April am zweit meisten zulegen können und die SVP hat wieder zu ihrer alten Stärke auf Facebook zurückgefunden. Während es zu Beginn des Jahres noch so aussah, als ob die SP drauf und dran wäre, die SVP einzuholen, scheint sich auch dies wieder normalisiert zu haben.

zur politik-sphäre auf twitter

Neben der Entwicklung der Followerzahlen von Parteipages zeigen wir zum ersten Mal eine Zusammenfassung aller Accounts, die politischen Parteien zugeordnet werden können. Konkret wurden Accounts berücksichtigt, die eine Parteibindung deklarieren oder angeben, auf irgendeiner Ebene ein politisches Amt auszuführen.[3] Bis im Februar 2016 konnten so knapp 2300 Accounts identifiziert und Parteien zugewiesen werden.[4]

Interessanterweise flacht das Wachstum an neuen Accounts seit den eidgenössischen Wahlen 2016 stark ab, was darauf hindeutet, dass die Twitter-Aktivität stark an den Wahlkampf geknüpft ist.

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Welchen Parteien lassen sich die Accounts zuordnen? Die folgende Grafik zeigt zwei Dinge. Erstens, dass mit Ausnahme der SVP und der Restkategorie «Others» alle Parteien auf Twitter besser abschneiden als im nationalen Parlament oder anders formuliert: Würde die tatsächliche Parteistärke anhand der Twitter-Accounts gemessen, so würden alle Parteien überschätzt – ausser der SVP. Zweitens ist bemerkenswert, dass – würde die SVP nicht so stark aus der Reihe tanzen – die Parteiränge relativ gut abgebildet werden.

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Die Accounts lassen sich aber nicht nur den einzelnen Parteien zuordnen, sondern können auch nach weiteren Merkmalen aufgeschlüsselt werden. Wir haben vier davon ausgewählt.

1: Frauenrepräsentation

Es zeigt sich, dass Frauen nicht nur in der realen Politiksphäre unterrepräsentiert sind, sondern auch in der Twitter-Politsphäre.[5] Während im Nationalrat ungefähr auf jeden zweiten Mann eine Frau kommt, ist auf Twitter nur jeder vierte Account einer Frau zuzuordnen (ohne Berücksichtigung der Kategorie «Organisation», unter der Parteiaccounts aufgeführt sind).[6]

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2: Die Legislativen stellen die meisten Twitterer

Am meisten Twitterer lassen sich der Legislative, sprich der gesetzgebenden Gewalt, zuordnen. Unter «Mitglied» sind Accounts klassifiziert, die lediglich ein Parteikürzel in der Beschreibung angegeben haben. Sie unterscheiden sich von der Kategorie «Partei», die Accounts subsumiert, welche eine Funktion innerhalb der Partei einnehmen (z.B. eine Parteipräsidentin oder ein Aktuar).

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3: Deutschsprachige Accounts überwiegen

Die Sprachverteilung überrascht weniger: Die Sprachregionen sind mehr oder weniger ähnlich auf Twitter vertreten. Bemerkenswert ist einzig, dass sich unter den 2300 Accounts auch 0.2% in spanischer Sprache zu finden sind.

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4: Die Gemeinden verschaffen sich Gehör

Zum Schluss haben lassen sich die Accounts verschiedenen Ebenen zuordnen. Eine Nationalrätin wird demnach der «nationalen» Ebene zugeordnet und eine Gemeindepräsidentin gehört zur kommunalen Ebene. So lässt sich zeigen, dass die Mehrheit der Accounts der Gemeindeebene zuzuordnen ist. Darauf folgen die kantonale und etwas abgeschlagen die nationale Ebene. Auch einige wenige internationale Accounts konnten identifiziert werden (z.B. der internationale Account der CVP).

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Thomas Willi

Wrap-Up: Zu Beginn jedes Monats veröffentlichen wir die aktuelle Entwicklung der «Likes» und «Followers» der nationalen Parteiaccounts auf Twitter und Facebook. Natürlich sind diese Zahlen mit Vorsicht zu geniessen. So bedeutet eine hohe Anzahl von «Likes» zum Beispiel noch nicht, dass eine Partei besonders gut über den eigenen Tellerrand hinaus «mobilisiert». Es kann auch sein, dass das Netzwerk einer Partei einfach grösser ist als das einer anderen Partei. Dennoch weisen die absoluten Zahlen zumindest auf das Potential von Viralität hin.

[1] Foto: Jason Howie|Flickr

[2] Die Beobachtungsperiode startet am 1.4.2016 und endet am 30.4.2016.

[3] Mehr zur Methodik lesen Sie im Beitrag von Wüest, Bruno, Müller Christian und Thomas Willi für die jährliche Konferenz der Schweizer Politikwissenschaft 2016 in Basel. Hier geht es zum pdf.

[4] Im Datensatz sind auch Accounts enthalten, die nicht mehr aktiv sind.

[5] Lesen Sie hier mehr zur Repräsentation von Frauen in der Politik.

[6] Der aktuelle Anteil ist hier entnommen.